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Wenigstens das Lesebändchen sollte bleiben

Ich kann mich noch genau an den Moment erinnern, als ich zum ersten Mal Omas Bibliothek sah. Ich staunte über die vielen bunten Bücher, deren Rücken oft kunstvoll verziert waren mit goldenen Inschriften. Und im Innenteil hatten sie viele farbige Bilder. Damals war ich noch zu klein, um das Ausmaß des Schatzes zu begreifen, den ich gerade entdeckt hatte. Doch je älter ich wurde, desto öfter ging ich in das kleine Zimmer, Omas „Bücherzimmer“, und stöberte in den antiquierten Werken.

LesebandZwar war meine Oma alles andere als eine Leseratte, doch im Laufe ihrer beträchtlichen Lebenszeit hatte sie einiges angehäuft. Unter anderem auch einige Märchenbü- cher, Bibelausgaben und Klassi- ker der Weltliteratur wie Leo Tolstoi oder Goethes Faust – wunderschön gebunden. Nicht selten mit Seide, Brokat oder Samt eingeschlagen.

Heute stehen diese Schätze in meiner Bibliothek. Und ich nehme sie immer mal wieder zur Hand. Paperbacks sind schön und gut. Sie sind praktisch und es ist nicht allzu schlimm, wenn der Kaffee mal drauf tropft. Doch ab und zu brauche ich einfach, wie mein ehemaliger Chef mal sagte, etwas „Hapto-Erotisches“ in Buchform.

Und wenn es auch nur das gute alte Lesebändchen ist, das sich immer seltener in neuen Büchern findet. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft mir meine Frau schon Lesezeichen in allen Farben und Formen geschenkt hat. Wie schön wäre es, wenn uns Bücherwürmern wenigstens diese alte Herrlichkeit aus vergangenen Zeiten erhalten bliebe.

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