Wenn Rüpelrapper Bücher schreiben

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Ein berühmtes deutsches Nachrichtenmagazin stellte neulich die Frage, wohin die Zukunft des Buchs führen soll. Anlass waren die jüngst erschienenen Bibliographien aus der Hand zweier Künstler, die so gar nicht mit Literatur zusammenzupassen scheinen. Die zwei „Aggro-Rapper“ Bushido und Sido.

Beide schafften es in den vergangenen Jahren, sich durch höchst aggressive und gewalthaltige Raptexte aus dem Harz-VI-Proletariat an die Spitze der deutschen Charts zu rappen. Nach zig Alben ist jetzt, so scheint es, der Zenit des Künstlerstatus erreicht. Und was machen Prominente wie Oliver Kahn, Dieter Bohlen, Naddel und Co. an just dieser Stelle? Eben, sie schreiben ihre Memoiren.

Doch liegt hier, so fragte das Magazin, nicht ein Widerspruch? Hochaggressives, drogendealendes und kleinkriminelles Proletariat, zu dem sich die beiden Rapper ja eindeutig zählen, auf der einen Seite und Literatur auf der anderen? Die Chancen stehen schlecht, dass die Fans der beiden diese Bücher tatsächlich kaufen. Vielmehr werden die Bücher eher von der bürgerlichen Mittelschicht gelesen werden. Aus reiner Faszination an einer Welt, in die man sonst nicht blicken könnte. Resultat: eine neue Art der Freakshow. Büchermissbrauch, wie ich finde.

(geschrieben von Matthias Stöbener)