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Wenns im Kino richtig knallt

Manche Filme sind so explosiv, dass sie regelrecht in die Luft gehen. Das liegt jedoch nicht an ihrem Inhalt, sondern an den Stoffen, aus denen sie geschaffen sind. Als die Bilder nämlich laufen lernten, bestand das Trägermaterial der Filmstreifen aus Nitrocellulose. Dieses brisante Gemisch aus Salpeter-, Schwefelsäure und Baumwollresten reagiert empfindlich auf Hitze, Stöße und Erschütterung. In Verbindung mit einer heißen Projektionslampe kann es schon mal zu einer Explosion kommen. In der Anfangszeit des Kinos war es keine Seltenheit, dass nicht nur die Bilder liefen, sondern auch das Publikum; nämlich fluchtartig ins Freie, wenn sich wieder einmal eine Filmrolle entzündet hatte. In Paris etwa kam es 1897 während der Weltausstellung zu einem Kinobrand, der 140 Zuschauern das Leben kostete.


Im Grunde hatten die frühen Filme eine Sprengkraft wie TNT und fallen heute unter das Sprengstoffgesetz. Die historischen Streifen dürfen deswegen nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen gelagert werden. In einem Bunker bei Berlin, der zum Bundesfilmarchiv gehört, schlummern hinter dicken Stahlbetonwänden Schätze wie die Werke der Brüder Lumière und der Brüder Skladanowsky, welche unabhängig voneinander und nahezu zeitgleich 1895 den Bildern auf die Beine halfen. Auguste und Louis Lumière taten dies mit ihrem Cinematographen, Max und Emil Skladanowsky mit ihrem Bioscop. Aufgrund technischer Raffinessen setzte sich erstere Apparatur durch. Sie konnte nicht nur aufnehmen, sondern auch abspielen und auf die Leinwand projizieren. Die ersten Filmvorführungen fanden in Varietés, Gaststätten oder Zelten statt. Erst später setzten sich feste Spielstätten durch, Kintopp genannt. Zu sehen gab es kurze Sequenzen mit Alltagsszenen oder kleine Sketche. Bis zu abendfüllenden (Stumm)filmen mit einer richtigen Handlung war es noch ein weiter Weg.


Fratelli_Lumiere.jpgExperimente mit bewegten Bildern gab es schon früh. Bereits im 17. Jahrhundert faszinierten Vorführungen mit der Laterna Magica die Menschen, einer Art handbetriebenem Diaprojektor. Eine Reihe von Bildern, die auf eine Glasplatte gemalt waren, konnten damit an die Wand geworfen werden. 1872 gelangen dem Fotografen Eadweard Muybridge Serienfotografien eines galoppierenden Pferdes, die mittels eines speziell entwickelten Vorführgerätes, dem Zoopraxiskop, auf die Wand projiziert werden konnten; die vielen Einzelbilder ergaben die Illusion einer Bewegungsabfolge. Der Durchbruch in Sachen Film gelang dem Erfinder Thomas Alva Edison. Er führte 1893 nicht nur den 35mm-Filmstreifen auf Zelluloidbasis mit seitlicher Perforation ein, sondern entwickelte auch ein Aufnahme- sowie ein Abspielgerät, den Kinetographen und das Kinetoskop. Letzteres war eine Art Guckkasten, in dem man die Filme betrachten konnte. Die Brüder Lumière waren es dann, die beide Funktionen in einem Gerät zusammenbrachten und mit einer Projektionsmöglichkeit versahen: Das moderne Kino war geboren. Und seit man in den 1930er-Jahren von Nitrofilmen auf so genannte Sicherheitsfilme aus Acetat umstieg, musste man beim Kinogang nicht mehr um Leib und Leben fürchten.


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Geschrieben von Petra Anne-Marie Kollmannsberger



Bild: Auguste Lumière und Louis Lumière/wikimedia

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