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Wie möchte ich gehen?

Tod.jpg»Ich möchte einmal friedlich im Schlaf sterben, wie mein Großvater. Nicht panisch schreiend wie sein Beifahrer.« Auch wenn sich mein Humor etwas geändert hat, musste ich erst wieder an meinen Lieblingswitz von früher denken, als ich im Buchshop zufällig über »Wie wir sterben ein Ende in Würde« stolperte. Sherwin B. Nuland entmystifiziert darin den letzten Gang, den jeder einmal gehen muss. Mit klinischem Blick beschreibt er, wie Patienten heute an den häufigsten Todesarten, also Krebs, Herzinfarkt, AIDS oder Verkehrsunfällen sterben. Am schlimmsten fand ich allerdings, dass dieses Werk dem Leser so gänzlich jede Illusion raubt, ein würdevoller Tod, wie ihn sich heute fast jeder wünscht, wäre etwas Normales. Leider ist genau das Gegenteil der Fall, so Nulands Fazit.


Zwar verdanken wir heute TV-Serien wie »CSI«, »Bones« oder »Dexter«, dass der Tod zur besten Sendezeit von all seinen hässlichen Seiten gezeigt wird. Jenseits unserer Wohnzimmer werden Krankheit und Endlichkeit heute aber, wie Thomas Macho in »Die neue Sichtbarkeit des Todes« erklärt, in Krankenhäuser, Hospizen und Schlachtereien an den Blickrand der Öffentlichkeit verbannt. Doch in TV-Sendungen, Computerspielen, Büchern und Songtexten kehrt das verdrängte Thema zurück ins Bewusstsein.


Ein ungesunder Weg. Hatte der bewusste Abschied vom Leben, wie ihn etwa Familien früher zelebrierten, doch seinen Sinn. Man konnte Abschied nehmen, sich auf ein mögliches jenseitiges Leben vorbereiten, Bilanz ziehen. Ohne all das könnte eine empfindsame Natur sogar die Gefahr fürchten, wie ein Poltergeist zwischen den Welten zu irrlichtern. Das mag für manchen Leser weit her geholt und fast schon zu mystisch klingen. Doch irgendwie finde ich, werden sich unsere Vorfahren mit ihren Totenkulten schon irgendetwas gedacht haben.


Bücher von Jokers zum Thema Sterben


Bild: Kreuz © ANDREAS MÄSING/www.pixelio.de


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