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Zurück zur Prügelstrafe?

Vielleicht haben Sie es mitbekommen: Kaum ein Buch wird derzeit so heftig diskutiert wie das der chinesisch stämmigen Amerikanerin Amy Chua »Battle Hymn of the Tiger Mother«, auf Deutsch »Die Mutter des Erfolgs«. Natürlich habe ich es gelesen nicht nur, weil es zu meinem Job gehört, immer auf dem aktuellen Stand der Bücher-Neuerscheinungen zu sein, sondern auch, weil es mich interessierte, mit welcher Argumentation archaisch anmutende strengste und härteste Erziehung vertreten wird.


Für Literatur halte ich das Kriegsgeschrei der Tigermutter nicht stellenweise erinnert es mich eher an eine erzwungen neutrale Beschreibung von Methoden, die der Kindesmisshandlung dienen. Selbstverständlich immer mit der Vehemenz einer Person vorgetragen, die es »nur gut« mit ihren Sprösslingen meint: Denn diese müssen gedrillt werden, sollen sie später im Leben erfolgreich sein. Spaß und unbeschwerte Kindheitsjahre wie in der verweichlichten westlichen Erziehungsphilosophie gibt es nicht, schon Kleinkinder müssen, notfalls unter Androhung und Einsatz von körperlicher und seelischer Grausamkeit, dazu getrieben werden, sich anzustrengen. Mehr und immer mehr. Sie müssen die Besten werden, die einsamen Genies an der Spitze, eine Zweitplatzierung oder gar Durchschnitt kommt der Verwirkung jeglichen Lebensrechts gleich.


Mich hat es regelrecht geschüttelt, als ich das Pamphlet las: Mehrere Male wollte ich es aus der Hand legen. Doch ist der »Erziehungsratgeber«, der das angebliche Erfolgsgeheimnis chinesischer Pädagogik darstellen will, schlussendlich doch mehr als nur ein Plädoyer für die Prügelstrafe. Denn von ihren eigenen Töchtern, die Amy Chua zu bahnbrechenden Genies drillen will, setzt sich ihr die jüngere Tochter entgegen. Diese trotzt dem Ehrgeiz der Mutter, sie schreit der Mutter ihren Hass entgegen. Ab der Mitte des Buchs wird dieser Psychokrieg zwischen der »Tigermutter« und Louise deutlicher auch, wenn Amy Chua weit davon entfernt ist, ihre brachialen Erziehungsmethoden als simple Brutalität einzusehen.


Für unbedingt lesenswert halte ich »Battle Hymn« nicht. Ich tendiere mehr zu den praktischen Handlungsanweisungen von Klaus Hampe in seinem Buch »Darf ich das?«. Mit seinen Antworten auf Gewissensfragen in einem humanen Miteinander von Eltern und Kindern bekommen Kinder meiner Meinung nach eine größere Chance sich zu entwickeln als durch eine so genannte »strenge« Erziehung.


"Darf ich das?" von Klaus Hampe bei Jokers:

http://www.jokers.de/3/15614579-1/buch/darf-ich-das.html


Mehr zum Thema:

http://m.faz.net/;s=XruLiaiy758qon88YWU0HA02/RubBE163169B4324E24BA92AAEB5BDEF0DA/Doc~EDFF283E3DCDB48568238B96F9DA29600~ATpl~Epartner~Ssevenval~Scontent.xml – TOPMARKER

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