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Auf der schiefen Bahn

Ohne ihn wäre Pisa nur halb so berühmt: Der schiefe Glockenturm des Doms machte die italienische Stadt weltbekannt. Doch das geneigte Bauwerk hat Konkurrenz gekommen. Es gibt mehr schiefe Gebäude rund um den Globus, als man gemeinhin annimmt, und besonders viele in Ostfriesland. Das ist kein Scherz, sondern liegt in der Bodenbeschaffenheit dieses Landstrichs begründet.


Schiefer_Turm_Pisa_by_Baerbel Jobst_pixelio.de.jpgDie feuchten Torfböden an der Waterkant geben Bauten nur unzureichend Festigkeit. Deswegen wurden Häuser und natürlich auch Türme traditionell auf Eichenbalken gegründet, die man bis zu 20 Meter tief in die Erde schlug. Durch Entwässerungsmaßnahmen der jüngsten Zeit senkte sich der Grundwasserspiegel und legte die Balken frei. Holz unter Wasser verrottet kaum, da es luftdicht abgeschlossen ist, im feuchten Erdreich schreitet der Zersetzungsprozess hingegen schnell voran. Die Folge: Viele der ostfriesischen »Pfahlbauten« gerieten völlig aus dem Lot und bieten heute einen skurril-schiefen Anblick. So auch der Kirchturm im Örtchen Suurhusen in Niedersachsen. Mit seinem Neigungswinkel von 5,19 Grad übertrifft er den Schiefen Turm von Pisa bei weitem, weswegen man ihn ins Guinness-Buch der Rekorde eintragen ließ – mit Erfolg!


Suurhusens Kirchturm darf sich mit dem Titel »Schiefster Turm der Welt« schmücken. Pisa ist dagegen mit nur 3,99 Grad weit abgeschlagen, hatte allerdings auch schon mal mehr zu bieten, nämlich stolze 5,5 Grad. Durch intensive Sanierungsmaßnahmen hievte man das Bauwerk vor zehn Jahren mühevoll ein Stück gen Himmel. Dies schenkte dem Turm wohl einiges an Lebenszeit, warf ihn aber leider aus dem Schiefheits-Rennen.


Die Schieflage des Turms von Suurhusen ist allerdings noch längst nicht das Ende. Der Kirchturm von Midlum, ebenfalls in Ostfriesland, knickte sogar um satte 6,74 Grad ein. Der Haken an der Geschichte: Es handelt sich nur um ein Türmchen von gerade mal 14 Metern Höhe und wird von daher von den Guinness-Leuten nicht ernst genommen. Schwierigkeiten gab es auch im rheinland-pfälzischen Dausenau. Zwar neigt sich dessen Wehrturm um 5,24 Grad, ist aber leider eine zerfallene Ruine und deswegen nicht rekordwürdig. Der schiefe Turm von Suurhusen ist also nicht so einfach vom Thron zu stoßen. Er darf sich noch so lange über seine Auszeichnung freuen, bis er endgültig umkippt.


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Geschrieben von Petra Anne-Marie Kollmannsberger



Bild: Schiefer Turm von Pisa © Bärbel Jobst/www.pixelio.de

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