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Dem Autismus auf der Spur

11 ist freundlich, 5 ist laut. Das ist nicht nur der ungewöhnliche Titel des Buchs von Daniel Tammet seine Welt funktioniert tatsächlich nach den Gesetzen der Zahlen und Farben. Der hoch begabte Autist mit dem so genannten Savant-Syndrom lässt uns an seinem Empfinden teilhaben. Hier ein Auszug: »Ich wurde am dateYear1979Day31Month1lstrans31. Januar 1979 geboren – einem Mittwoch. Ich weiß, es war ein Mittwoch, denn in meiner Vorstellung ist der Tag blau, und Mittwoch ist immer blau – wie die Zahl Neun oder der Klang lauter, streitender Stimmen. Mir gefällt mein Geburtsdatum, weil ich die meisten Zahlen darin als glatte, runde Formen vor mir sehen kann – so wie Kieselsteine an einem Strand. Das liegt daran, dass es Primzahlen sind: 31, 19, 197, 97, 79 und 1979 lassen sich alle nur durch sich selbst und durch eins teilen. Ich kann jede Primzahl bis 9973 an ihrer ‚kieselsteinartigen‘ Beschaffenheit erkennen. So arbeitet mein Gehirn.«


Bis heute weiß man wenig über die Hintergründe des Autismus. Bekannt ist, dass Mutationen des Gens CNTNAP2 an den autistischen Verhaltensweisen wie auffälliges Sozialverhalten, zwanghafte Wiederholungen oder auch Schwierigkeiten, eigene Emotionen sprachlich zu äußern, beteiligt sind. Die Forscher um Daniel Geschwind von der David Geffen School of Medicine haben nun mittels Genmanipulation autistische Mäuse geschaffen. Die kleinen Nager können nicht normal mit ihren Artgenossen über Laute kommunizieren, zeigen ein gestörtes Sozialverhalten und neigen zu repetitiven Handlungen wie ständigem Putzen mäusespezifische Symptome des Autismus also. Untersuchungen der Gehirnstrukturen der autistischen Mäuse zeigten, dass die Informationsvermittlung zwischen weit voneinander entfernten Hirnregionen gestört ist, damit also die Kommunikation verschiedener Hirnareale miteinander stark beeinträchtigt ist.


Ich selbst stehe Tierversuchena mbivalent gegenüber. Darüber hinaus ergibt sich für mich auch nach der Lektüre von Tammets Buch die Frage, weshalb wir alles, was nicht »normal« ist, als »krank« betrachten wollen wir wirklich alle Ausschläge auf der Waage intellektueller und psychischer Veranlagungen, nach unten wie oben »therapieren«, also einebnen? Wären Menschen wie Daniel Tammet, die durch ihre Hochbegabung einen Sonderstatus einnehmen, glücklicher, wenn sie nicht mehr »autistisch« wären? Wer mag beurteilen, wie das Innenleben eines Autisten aussieht?

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