Je mehr du gibst, desto mehr bekommst du. Das war in etwa das Fazit der Eröffnungsrede des brasilianischen Bestsellerautors Paulo Coelho zur Buchmesse. Der international erfolgreiche Schriftsteller hat selbst das Blog „Pirate Coelho“ erschaffen, in dem einige seiner Werke kostenlos abrufbar sind. Coelho geht dabei davon aus, dass dies den Verkauf seiner gedruckten Bücher fördert. Natürlich hat das Marketingdenken auch einen philosophischen Hintergrund: Ideen sollen frei sein und damit auch frei zugänglich.
Die Erfahrung scheint ihm auch im ökonomischen Sinn Recht zu geben: Als Beispiel erwähnt er seinen Bestseller „Der Alchimist“, der Ende der 90er Jahre in Russland gerade mal auf 1000 verkaufte Exemplare kam. Doch als eine Kopie illegal im russischsprachigen Internet erschien, übertraf das Buch auch dort plötzlich alle Verkaufserwartungen.
Viele Autoren zitieren nun Coelho und fordern, dass Verlage alle Bücher kostenlos ins Netz stellen sollen – frei und gratis für jedermann verfügbar. Wie dann allerdings ihre Honorare bezahlt werden sollen, wenn ihre Werke nicht mehr verkauft, sondern verschenkt werden – nun, dass ist eine andere Frage, die sie nicht so einfach beantworten können. Schließlich sind wir nicht mehr im Russland des Jahres 1999, sondern wir befinden uns im Jahr 2008. Und ob No-Name-Autoren die gleichen Erfahrungen machen wie Coelho – das wage ich zumindest zu bezweifeln.
Wie sehen Sie das: Sollten Bücher grundsätzlich kostenfrei im Internet abzurufen sein? Würden Sie sich dann noch ein neues Werk für durchschnittlich 20 EUR kaufen, wenn Sie die Chance auf einen Gratis-Download hätten?
(geschrieben von Matthias Stöbener)
ein buch ist ein buch ist ein buch….. und daher für mich auch niemals durch einen geruchslosen und nicht greifbaren netztext zu ersetzen.
ABER die idee von coelho finde ich trotzdem hervorragend. der kostenlos herunterladbare text eines autoren sozusagen als „appetizer“ eine wunderbare idee und nachahmenswert.
allerdings,eine grundsätzlich kostenfreie verfügbarkeit von Büchern im netz? solange autoren, verlage, buchhändler etc. nicht allein von der liebe und zuneigung der leser zu ernähren sind ist dies wohl nicht praktikabel.:-))
und aus dem ganz oben erwähnten grund auch nicht schön. ich jedenfalls möchte und werde auf „das buch“ nicht verzichten.
Der Gedanke des Gratis-Downloads ist nicht nur interessant und auf den ersten Blick wirtschaftlich total irre – nein er erscheint mir nach reiflicher Überlegung durchaus als eine praktikable und gewinnversprechende Möglichkeit.
Einige Sangeskünstler sowie Autoren haben dies schon einmal ausprobiert und dabei nicht verloren.
Sicherlich ist ein Gratis-Download eines Buches im ersten Augenblick eine tolle Sache. Aber ehrlich: Wer setzt sich schon mit seinem Schlepptop oder einem Lesegerät hin und „schmökert“?
Bei einem Gedichtband mit kurzen Lesehäppchen mag das praktikabel und akzeptabel sein – aber niemals im Leben bei einem Roman oder einem Fachbuch. Da nerven Rechnergeräusche, die Ladezeiten, das Nicht-Wirklich-Blättern-Können uvm.
Kein Witz: Erst neulich nahm ich das Angebot eines Verlages an, von dessen Homepage aus ein dickes Buch gratis auf den Rechner zu laden. Was war die Konsequenz? Ich habe es mir für richtig teures Geld gekauft und benutze es nun regelmäßig und komfortabel – aber nur, weil mir der Inhalt absolut zusagt. Wäre dieser für mich persönlich nicht gut und nützlich gewesen, dann hätte ich das Teil sowieso wieder gelöscht und mir ein anderes Buch gekauft.
Lange Rede – kurzer Sinn:
Ich bin überzeugt, dass so ein Unterfangen funktionieren würde. Für Romane und Fachbücher sowieso und für die anderen Sparten bliebe es zu testen.
Die Überlegung ist sicher nicht verkehrt. Ich kenne nur wenige Menschen, die ganze Bücher auch am Bildschirm lesen möchte und ausdrucken – das kommt viel zu teuer. Ich muss ein Buch in die Hand nehmen können, darin blättern können. Aber ich fände es gut, wenn man öfter mal in Büchern virtuell blättern könnte, um zu gucken, ob das wirklich etwas ist, was einem gefallen könnte. Wenn ich dann das Buch kaufe, kommt das dem Autor doch zugute.
Elke