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Liebe ist …

…wenn man von seinem Angebeteten eine Musikkassette mit selbst aufgenommenen Liedern bekommt. So ähnlich kicherte letztens eine Freundin, Miriam ist ihr Name, als wir in geselliger Runde zusammen saßen und in Erinnerungen schwelgten: Sie war nämlich frisch verliebt, die Gute, „wie ein Teenager“, stellte sie selbst fest. Tja, und früher war das halt so: Wenn der Andere auch etwas für einen empfand, konnte es schon mal geschehen, dass er den ganzen Freitag Abend vor dem Radio verbrachte, um bei der Hitparade die Songs aufzunehmen, die seiner Ansicht nach seine Gefühle am besten widerspiegelten. Je nachdem, was für ein Bursche er war, mischte sich dann unter „Dreams are my reality“ auch mal ein „Rebell Yell“ oder ein „Wild Boys“ – alles Lieder der tiefsten 80er Jahre eben.
Meistens hielt die kleine Jugend-Romanze sowieso nicht so lange, wenn man Miriam glaubt, es waren eben schnell lebige Zeiten. Und so manche Liebeskummer gequälte Göre versuchte sich dann mit keinem anderen Lied als den „Sad Songs“ von Elton John zu trösten – wir schrieben immer noch Mitte der 1980er.
Die Zeiten ändern sich. Der, von dem sie kürzlich noch eine selbst gebrannte Audio-CD mit echt abgefahrenen Soundtracks bekam, wobei die sagenhafte CD allerdings im MP3-Format war, was wiederum ihr Player nicht lesen konnte, also jener übriggebliebene Romantiker teilte ihr mit, dass er eigentlich schon seit langem vergeben ist. Und was tat Miriam?
Nein, sie suchte nicht ihre alten Elton John Platten raus, denn einen Plattenspieler besitzt sie, wie die meisten Mitmenschen heutzutage, nicht mehr. Stattdessen kramte sie ihre seit Jahren verstaubende Wandergitarre hervor, und schnappte sich ein Heft mit Seltenheitswert: Das „Songbook Elton John“ nämlich. 14 seiner Tophits sind hier für Gitarre, Keyboard oder auch Gesang genauestens aufgeführt. So genau, dass Miriam tatsächlich „Don´t go breaking my heart“ auswendig lernte, auf Gitarre und singenderweise. Und eben dieses Stück gab sie nun im Anschluss an ihre Schwelgereien in besseren Zeiten, als sie noch Kassetten statt CDs bekam, zum Besten.
Ich kann nur sagen. Das Songbuch ist toll, aber letztendlich hängt es vom Interpreten ab, wie gut die Lieder rüber kommen …

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