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Noch ein Verlag

Täglich sterben Verlage. Letzte Meldungen, die mir hängen geblieben sind: Der Area Verlag hat Insolvenz angemeldet, der Aufbau Verlag steckt in großen Schwierigkeiten. Und da will Elke Heidenreich einen eigenen Verlag gründen! Heißt es in einer Pressemitteilung, die dieser Tage durch den Pressewald rauschte. Unter dem Dach von Random House, also Bertelsmann wolle sie ihren Verlag gründen. Die Bertelsmänner haben eben den Kunstverlag Prestel geschluckt und können anscheinend nicht genug Verlage haben. Dabei sind schon knapp 40 Verlage unter dem Dach der Gesellschaft vereint. Ich frage mich natürlich schon, wozu es da noch einen Verlag braucht. Einen Elke-Heidenreich-Verlag.

Vielleicht ist es ja so, dass man sich in München, wo der Sitz der Verlagsgruppe ist, überlegt hat: Es fehlt uns noch ein toller Verlag zum Thema Musik. Wer hat einen zugkräftigen Namen, den wir mit der Leitung des Verlags betreuen könnten? Und so kam man auf Elke Heidenreich, fragte und bekam ein JA zur Antwort.

In der Mitteilung schreibt die Presseabteilung von Random House, Elke Heidenreich habe gesagt: „Ich freue mich, meine beiden großen gelebten Leidenschaften – die Musik und die Literatur – als Verlegerin zusammenführen zu können.“ Ich kenne Frau Heidenreich nicht, bin aber nirgendwo in einer Biografie auf einen Hinweis gestoßen, die Tochter eines Kfz-Mechanikers und Tankstelleninhabers habe in ihrer Vergangenheit komponiert, dirigiert oder in einem Orchester oder etwas Ähnlichem gespielt. Vielleicht meint sie mit Leidenschaft für die Musik, dass sie Konzerte besucht oder früher in der Schule Blockflöte gelernt hat.

Aber wer Elke Heidenreich heißt, muss vielleicht gar nicht so ganz dicht an der Musik sein. Denn Karl Heinz Pütz, der Verlagsleiter von Random House Audio, soll den Verlag zusammen mit Frau Literaturkritik führen. Das hat auch den zusätzlichen Vorteil, dass sie so einen Fachmann an der Seite hat und ihren vielfältigen sonstigen Beschäftigungen nachgehen kann.

Bertelsmann betont, man wolle ihr mit der Einbindung ins 1,8 Milliarden schwere Random-House-Imperium nicht ihre Unabhängigkeit als Autorin oder Kritikerin nehmen. Nein, wo denken Sie hin!

Kluge Jungs, die Leute an der Isar.

(geschrieben von Matthias Stöbener)


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