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Ohne Ritt in den Sonnenuntergang

Vor kurzem hörte ich von einem Buch, das mir auf Anhieb gefiel: „Die Armee der Superhelden“ von Stewart O`Nan. In überraschend düsteren Kurzgeschichten kämpfen darin schicksalsgebeugte Menschen gegen die täglichen Verluste von Liebe und mitunter der eigenen Existenz. Die Geschichten gehen meist schlecht aus, das klassische Happy-End erwartet man vergebens. Doch gerade für solche Geschichten habe ich persönlich, ich gestehe es, eine Schwäche.

HeldAuch „No country for old men“, der neueste Kinofilm der Coen-Brüder, spricht eine ähnliche Sprache. Darin findet ein Mann per Zufall einen Koffer mit 2 Mio. Dollar, die aus einem geplatzten Drogendeal stammen. Es beginnt ein Wettlauf mit einem Auftragskiller, der das Geld zurückholen soll. Die Geschichte endet fatal: Der Held stirbt, der Killer kann ungestraft fliehen.

Die meisten Menschen, darunter auch meine Frau, betrachten diese Sichtweise als zu pessimistisch. Ich persönlich finde es nur realistisch, wenn die meisten Dinge eben ohne den sprich- wörtlichen Ritt in den Sonnen- untergang enden. Nach dem Kinobesuch führten meine Frau und ich auf jeden Fall noch eine lange Diskussion darüber, ob es die Aufgabe von Film und Literatur sein kann, auf Biegen und Brechen in eine heile Welt zu entführen oder Geschichten gut enden zu lassen. „Sonst kann ich mir doch gleich den Kinobesuch oder die Lektüre sparen. Realität hab ich mehr als genug“, sagte meine Frau.

„Die Armee der Superhelden“ liegt jetzt auf meinem Nachtkästchen. Ich freue mich schon jetzt auf viele neue hitzige Diskussionen mit meiner Frau.

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