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Train Days

Jetzt habe ich so viel gearbeitet, jetzt darf ich mir auch mal einen kleinen Spleen gönnen“, erzählt mir eine Freundin. Seit sie vor ein paar Wochen das Lied „Train Song“ von Tom Waits hörte, ließ sie der Gedanke nicht mehr los, das Szenario, das der große Musiker besingt, nachzustellen. Jetzt ist es soweit: Kurz entschlossen buchte sie einen Flug nach Kansas City, um von dort in einen Zug nach St. Louis zu steigen, mit dem „Train Song“ im Ohr und dem Gefühl der Freiheit, die hart bezahlt wurde. Am Samstag geht es los, nach 4 Tagen wird sie zurück sein.

Train DaysIch persönlich halte diese Idee ja für ziemlich abgefahren, aber auf der anderen Seite bin auch sehr gespannt auf ihre Erlebnisse, die sie mir hoffentlich ausführlich berichten wird. Meine Frau und ich überlegten, was wir unserer Freundin als Zeitvertreib für den langen Flug schenken könnten. Einen Reiseführer für Kansas City hielten wir für unangebracht, sie will sich schließlich nicht die Stadt ansehen, und was Musik angeht – nun, da sind wir ein wenig vorsichtig geworden. Wer weiß, ob sie nicht an den Nordpol abhaut, wenn in irgendeinem Song die eisige Kälte der Antarktis besungen wird …

Aber ich würde nicht bei Jokers arbeiten, hätte ich nicht bald das passende Geschenk gefunden: „Train Days“ heißt die spannende und auf Deutsch übersetzte Autobiografie von Eddy Joe Cotton, der als 19-Jähriger abhaut, um auf Güterzügen durch Amerika zu fahren – ohne Ziel vor Augen.

Vielleicht nimmt unsere Freundin den Roman zum Anlass, ihre eigene „Zuggeschichte“ zu schreiben?

(geschrieben von Matthias Stöbener) 

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