Suche
Close this search box.

Wegfliegen…

Mythos VogelSchon vor Tagen fiel mein Blick aus dem Fenster und streifte einen Schwarm vorüber ziehender Vögel. Kurz schien es, als ob der bleierne Morgenhimmel sich noch ein wenig mehr verdüsterte. Die Zugvögel begannen ihren Flug Richtung Wärme, zur Sonne hin. Und mir wurde schwer ums Herz: Alleine saß ich in meinem Arbeitszimmer, vor mir leuchtete der Flachbildschirm, und um mich schien sich die unendliche Einsamkeit des Herbstes auszubreiten.

Nehmt mich doch mit, rief ich still den flatternden Vögeln nach, bringt mich in den Süden! Ich will auch ein Vogel sein. Später im Büro fiel meiner Kollegin auf, dass ich versonnen durch die Glasscheibe in die grauen Wolken blickte. „Was ist da?“, wollte sie wissen, „Vögel“, antwortete ich nur knapp, denn ich wollte noch einige Momente länger das wunderbare Bild in mir halten.

Doch die Kollegin war in Plauderstimmung. Sofort begann sie, in freien Assoziationen eine literarische rote Schnur durch das Motiv Vögel zu ziehen. „Die Vögel“ erwähnte sie, auch „Krabat“ und andere Geschichten, deren Protagonisten Vögel waren. Böse wie gute Vögel, verzauberte wie auch reale. Als sie später am Mittag wieder in mein Büro kam, hatte sie sich ein Buch unter den Arm geklemmt: „Mythos Vogel“ führt durch die Geschichte des Vogels. Ich glaube, es gibt wenig Tiere, die derart oft in der Magie, Mystik und auch Religion „gebraucht“ wurden. „Mythos Vogel“ stellt vierzig der gefiederten Geschöpfe vor und beleuchtet sie z. T. auch aus der wissenschaftlichen Perspektive, doch gut für Laien verständlich.

Nachdem ich hier und dort in dem Werk geblättert und gelesen hatte, stand für mich fest: Besser doch kein Vogel sein! Als Vogel lebt man ständig in der Gefahr, in einer Hexenküche zu landen und von ihrer Besitzerin in den Suppentopf geworfen zu werden!

(geschrieben von Matthias Stöbener)

Diesen Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge