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Wer ist Heiratsvermittlerin Nummer Eins?

Mal mit mehr, mal mit weniger Interesse durchstöbere ich die Kontakt- und Heiratsanzeigen der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Seit einiger Zeit verfolge ich auf dieser Seite die Rauferei von drei Frauen: Claudia Püschel-Knies, Christa Appelt und Gabriele Tiers-Bense. Sie raufen sich um den besten Platz auf der FAS-Seite „Ehewünsche und Partnerschaften“.

Ich bewundere Frauen, die keine Angst vor dem Kampf um einen Spitzenplatz haben, die das verstaubte Klischee von der braven Hausfrau hinwegfegen. Erst war die Frau mit dem Handy am Ohr ganz oben: Claudia Püschel-Knies, 30 Jahre Partnervermittlung exklusiv & persönlich. Eines Tages überholte Christa Appelt, eine freundlich lächelnde Blondine mit exklusiver internationaler Ehe- und Partnervermitt- lung. Jetzt hat eine Frau mit einer edlen Pony-Frisur und einem direkt ins Auge gehenden Blick den obersten Platz auf der FAS-Seite erobert. Sie wirbt mit „32 Years of Trust & Success”. Kein einziger Mann ist auf dieser Seite als Heiratsvermittler zu sehen. Nur die drei Kontakt-Managerinnen konkurrieren mit einem Foto gegeneinander.

Und wie gelang nun Gabriele Thiers-Bense der Aufstieg zur Nummer Eins in dieser sicherlich heiklen Branche? Moment, ich nehme mein Lineal zu Hand: Die Anzeige „for Elite Marriages“ von Gabriele Thiers-Bense ist 37 cm breit und 9,5 Zentimeter hoch. Die von Christa Appelt immerhin noch 18,5 cm breit und 13,5 cm hoch. Die ehemalige Top-Frau Claudia Püschel-Knies, die das größte Halsband sehen lässt, ist jetzt abgeschlagen auf Platz 3 mit einer allerdings sehr schlanken Anzeige in den Maßen 4,5 cm breit und 37,5 cm lang.

Halt, beinahe hätte ich Anita G. Schwarzenberg übersehen, die fast am Fuße der Seite mit einer kleinen Anzeige für ihr Kontakt-Institut „Sympatica“ verkündet: „Ihr Glück ist unser Ziel! Gehen Sie mit uns den Weg in eine großartige Partnerschaft. Rufen Sie gleich an!“ Die Maße von dieser Anzeige? Unwichtig. Doch die „bildhübsche Witwe aus Stuttgart Killesberg“, die in der Nähe steht, meint: „Glück ist mit Geld nicht aufzuwiegen. Gestelztes Gerede und überall Labels … Nein Danke!“ Sie erhebt ihre vernünftige Stimme in einem roten fotolosen Kasten von PV Ernestine. Ich nehme an, das bedeutet Partner-Vermittlung Ernestine. Frech faucht sie ihre Anzeigen-Konkurrentinnen an: „Wählt man gleich die richtige Agentur, so braucht man nur eine …“ Wie wahr!

Aber welche ist die richtige? Gabriele Thiers-Bense hat eine „herausfordernd feminine Vollblutfrau mit herrlichem, intelligenten Humor und dezidiertem Kulturverständnis“, eine Aristokratin eben, auf Lager. Christa Appelt eine „strahlend junge Anf. Fünfzigerin, 1,65 m, sehr erfolgreiche Unternehmerin“. Naja. Claudia Püschel-Knies versucht weiblichen Partner-Ansprüchen mit einem „mehr als sympathischen und gar nicht trockenen Wirtschafts-Juristen, Anf. 50/181, Partner int. US-Wirtschafts- societät in Berlin“ gerecht zu werden.

Mein Blick fällt auf eine kleine persönliche Anzeige links unten. Größe 4,5 x 2,5 cm, neun Zeilen: „Suche keinen Millionär, sondern einen Partner, mit dem ich die schönen Dinge des Lebens teilen kann …“ Ah, das geht runter wie Öl. Wie romantisch. Wie bescheiden. Wie ehrlich. Wie faszinierend. Sie wollen ihre Daten wissen? 60, 1,64, 59 kg. Eine tolle Frau, da bin ich sicher. Ihre Chiffre wollen Sie wissen? Gerne: Zuschriften werden erbeten an 21095 …, äh, Moment, was tue ich da? Wieso soll ich Ihnen das verraten? Ich habe die zuverlässige, flexible und vorzeigbare Dame mit Humor doch als erster entdeckt!

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