Noch vor 30 Jahren war Werbung im deutschsprachigen Raum
langweilig, dröge – aber meistens halbwegs informativ. Heute ist sie aggressiv,
laut – aber unterhaltsamer. Leider allerdings viel zu oft mit der
Holzhammermethode auf lustig und „kreativ“ getrimmt.
Wie erfreulich ist es da, wenn man mal eine gut gemachte
Anzeige findet. Eine, die anspricht, informiert, den Aha-Effekt und ein Lächeln
erzeugt. Ohne großes Tamtam. Wie zum Beispiel eine Anzeige der „Handwerkskammer
für Oberfranken“.
Da heißt es schlicht:
„Die kurze Geschichte des Handwerks:
Rad erfunden,
Pyramiden gebaut,
Mars erkundet,
Abfluss repariert.
Das Handwerk
Die Wirtschaftsmacht von nebenan.“
Dazu zwei Internet-Adressen für weitere Informationen, keine
Bilder oder aggressive Farben.
Gut, gell? Da wird mit wenigen Worten auf wenig Platz ein
ganzer Berufsstand gleich um mehrere Stockwerke aufgewertet. Man nennt drei
Errungenschaften, die jede/r als herausragend ansieht, und weckt zur eher
profanen Abfluss-Reparatur dadurch den Gedanken: „Ja, eigentlich ist auch das
eine für die Entwicklung der Menschheit wichtige Sache.“ Man bekommt richtig
Lust, einen handwerklichen Beruf zu ergreifen oder die nächstes Jahr fällige
Bad-Renovierung etwas vorzuziehen.
Ob sich das schöne, einfache und wirkungsvolle Schema dieser
Anzeige auch auf Bücher, Verlage, Literatur im Allgemeinen ummünzen ließe? Wie
war das noch? Drei herausragende Errungenschaften, dann was Profaneres,
trotzdem Wichtiges…
Zum Beispiel:
„Die kurze Geschichte der Literatur:
Sprache entwickelt,
Schrift erfunden,
Buch gedruckt,
…“
Ja, was jetzt? Kann man diese Reihe mit einer Aussage
fortsetzen, die der Abfluss-Reparatur gleichkommt?
„Bild-Zeitung gelesen“? Hm, passt zum Abfluss, geht aber in
die falsche Richtung.
„Bibliothek geschlossen“? Leider viel zu oft wahr, aber es
soll ja ein positives Image erzeugt und keine Gesellschafts-Kritik geäußert
werden…
Ich mach’s kurz: Es gibt im Zusammenhang mit Literatur
nichts, das wie die Abfluss-Reparatur aus der Handwerkskammer-Anzeige wirken
könnte.
Deshalb zurück zur Werbung:
„Die kurze Geschichte der Literatur:
Sprache entwickelt,
Schrift erfunden,
Buch gedruckt,
bei Jokers bestellt.
Die Literatur.
Denn Wissen ist Macht.“