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Armes Europa

Und noch einmal Google! Die europäischen Verleger halten die Einigung zwischen Google, den amerikanischen Verlagen und Autoren für einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem Monopol Googles auf dem internationalen Medienmarkt. Besonders kritisiert wird der in dieser Einigung festgeschriebene Umgang mit dem Urheberrecht. In Amerika hat man nämlich festgelegt, dass Google auch rechtlich geschützte Texte scannen und veröffentlichen kann, so lange nicht der Rechtsinhaber dem widerspreche. Man spricht dabei vom Opt-out-Prinzip.

Dieses Prinzip kommt in Europa gar nicht gut an. Und mal ehrlich: Wollten Sie, dass jemand so lange ihr Auto gratis benutzen kann, als die dem nicht widersprechen? Ich kann den Ärger europäischer Verleger also gut verstehen. Sie meinen, das Vorgehen in Amerika schwäche die europäische Urheberrechtspraxis. Und damit mögen sie Recht haben. Denn warum soll in Europa nicht möglich sein, was in Amerika Praxis ist?

Und deshalb setzen die europäischen Verleger auf das europäische Digitalisierungsprojekt Europeana. Am 20. November 08 wurde es mit zwei Millionen Digitalisaten (so heißen digitalisierte Inhalte) freigeschaltet. Um schon ein paar Tage darauf nicht mehr erreichbar zu sein, weil angeblich so viele UserInnen zugegriffen hätten, wie auf der Homepage des Projekts zu erfahren war.

Eine riesige Blamage, meine ich. An dem Projekt beteiligt sind viele europäische Bibliotheken, z. B. auch die Bibliothèque nationale de France und die Deutsche Nationalbibliothek. Das Ziel ist, alle europäischen Texte über dieses Portal der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Aber wenn die Europäer nicht dazu fähig sind? Wenn ihnen Google vormachen muss, wie so etwas geht? Armes Europa. Noch braucht man die Hoffnung nicht aufzugeben, dass die Europeana irgendwann kommt. Der nächste Anlauf soll Mitte Dezember kommen. Ich bin gespannt.

(geschrieben von Matthias Stöbener)

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