Auszubildende händeringend gesucht

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NachwuchsFrüher galt es als chic Buchhändlerin oder Buchhändler zu werden. Selbst für Akademiker war es nicht unter ihrer Würde, nach ihrem Studium eine Ausbildung zum Buchhändler zu machen, entweder aus Neigung oder weil sich nach dem Politologie-Studium nichts Geeigneteres anbot.

Heute, so stellt das Börsenblatt für den deutschen Buchhandel fest, geht die Zahl der Bewerbungen zurück, ja es konnten im Jahr 2007 nicht alle Lehrstellen, die ausgeschrieben waren, besetzt werden. Ein Alarmsignal für die Branche. Auch sonst sei das Interesse an Berufen in der Buchbranche deutlich gesunken.

Woran liegt´s? Meiner Meinung nach an einem Konglomerat von Gründen: Junge Leute sehen die Buchbranche nicht mehr als einen attraktiven Ort der Selbstverwirklichung. Buchhandlungen haben etwas Verstaubtes, im Zeitalter des Internets fragt man sich, welche Zukunft sie auf Dauer haben. Ich würde das als junger Mensch auch tun. Dazu kommt, dass die Löhne in dieser traditionellen Frauenbranche niedrig sind. Mit den gleichen Qualifikationen kann jeder von uns in einer anderen Branche mehr verdienen.

Es scheint, als ob die Buchbranche aufgrund der Demografie und des zunehmenden Ringens um Nachwuchskräfte den Kürzeren ziehen wird. Zwar wollen die Branchenverbände mit Broschüren und verstärkten Marketingmaßnahmen gegen den Trend angehen, doch statt Broschüren zu verteilen, sollten die Firmen mehr zahlen (was sie oft nicht können) und müssten sich die allgemeinen Rahmenbedingungen für das Buch, sprich seine Wertschätzung, ändern.

1 thought on “Auszubildende händeringend gesucht

  1. Silvia Eibl-Schöner

    Dass sich junge Menschen für eine aussichtsreichere Branche entscheiden, wenn sie eine Ausbildungsstelle suchen, ist nur sinnvoll, wenn man bedenkt, dass Buchhandlungen Azubis zwar einstellen, sie aber später mangels Geld nicht nach der Lehre übernehmen wollen oder können. Das Gleiche gilt auch für ältere, „teurere“ Mitarbeiter, die nach Möglichkeit „hinauskomplimentiert“ werden. Ich habe oft den Eindruck, dass so mancher Eigentümer einer Buchhandlung immer noch glaubt, dass sich das Buch von alleine verkaufen würde. Das ist natürlich Illussion, aber selbst finanzstarke Buchhandlungen dünnen ihr Personal auf eine unverantwortliche Weise so lange aus, bis auch der letzte Kunde wohl bei einer der vielen Internetbuchhandlungen kaufen wird. Laut dem Börsenverein hat der Online-Buchhandel kräftig zugenommen. So geht das, was viele Kunden früher so attraktiv fanden, nämlich eine buchseiten-geschwängerte Atmosphäre und fachkundige BuchhändlerInnen, unwiderruflich verloren.

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