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Der erste Satz sagt mehr als 1000 Worte

Der erste SatzAm Anfang steht der Satz – nur welcher? Eine Herausforderung, der sich Schrei- bende aller Art stellen müssen. Was für Blogs, Zeitungsartikel, Rezensionen, Tagebucheinträge, Waschzettel und Liebesbriefe gleichermaßen gilt, be- schäftigt vor allem auch den Buchautor. Zumal sein Werk ein umfangreicheres und in der Regel ausgeklügelteres werden soll, als der gemeine Jokers-Blog zum Beispiel.

So entstehen denn oft wahre Meisterleistungen, welche jetzt die Initiative Deutsche Sprache und die Stiftung Lesen zu einem ganz besonderen Wettbewerb bewogen haben (ich hatte es schon erwähnt): Sie riefen Literaturfreunde auf, den schönsten Romananfang zu wählen. Über 17 000 Menschen schickten ihre Vorschläge, aus denen schließlich die Jury den schönsten Romananfang wählte.

„Ilsebill salzte nach.“ Dieser Satz von Günter Grass, knapp, prägnant, würzig, gefiel der Jury so gut, dass sie auf den ersten Platz hob. Er stammt aus dem Werk „Der Butt“.

„Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.“ Der überraschend andere Einstieg brachte dem Werk „Die Verwandlung“ von Franz Kafka Platz 2 ein.

„Hamilkar Schaß, mein Großvater, ein Herrchen von, sagen wir mal, einundsiebzig Jahren, hatte sich gerade das Lesen beigebracht, als die Sache losging.“ Siegfried Lenz landete mit der Erzählung „Der Leseteufel“ auf dem dritten Platz.

So weit ich es herausfinden konnte, war mein Favorit leider nicht dabei, der erste Satz, der mich seit meiner Jugend immer wieder dazu brachte, „Narziß und Goldmund“ von Hermann Hesse zu lesen: „Vor dem von Doppelsäulchen getragenen Rundbogen des Klostereinganges von Mariabronn, dicht am Wege, stand ein Kastanienbaum, ein vereinzelter Sohn des Südens, von einem Rompilger vor Zeiten mitgebracht, eine Edelkastanie mit starkem Stamm.“ Schade.

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