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Die Mathematik der Knoten

Unzufrieden mit mir und meinem Äußeren stellte ich den Gürtel um ein Loch weiter – dieser Winter ist nicht spurlos an mir vorbei gegangen. Wie lange ist es her, dass ich Sport machte, frage ich mich, als ich mit meinen Freunden bei einem Feierabend-Bier zusammen sitze – wir wollen gleich darauf ins Kino, den neuen Kletter-Film „Am Limit“ ansehen: Zwei aus unserer Vierergruppe gehen in ihrer Freizeit gerne klettern, ganz begeistert erzählen sie von ihrem letzten Ausflug in die Berge.

„Komm doch einfach mal mit uns in die Halle“, meinen sie, als ich mir ein kalorienarmes Bier nachordere: „Du wirst sehen, das macht dich schnell wieder fit und bringt enorm Spaß!“

Mathematik der KnotenEin wenig zögerte ich schon, aber nach dem Film war alles klar – ich wollte das einfach ausprobieren. Der Sport schien ideal für mich – unabhängig von festen Trainingszeiten und dem Wetter könnte ich schließlich beinahe immer, wenn ich Zeit fände und Lust hätte, in die Halle zum Üben. Also verabredeten wir uns für den folgenden Tag im Sportzentrum. Wirklich motiviert fuhr ich hin, sah ich mich doch schon als Dritten im Bunde der Huber-Brüder, doch die Realität holte mich schnell ein: Wie zieht man bitte diesen Gurt an? Schließlich hatte ich mich in die Bein- und Bauchschlaufen gequält, knotete das Seil irgendwie um den Gurt, wollte endlich beginnen. „Halt“, stoppte mich da aber mein Begleiter, „was ist denn DAS für ein Knoten?“ Verwundert betrachtete ich meinen Bauch – was da direkt vor meinem Nabel prangte, war doch ein ganz normaler Knoten! Was wollte mein Freund also?

„Sag bloß, du kannst keinen Achter-Knoten?“, lachte er mich aus. Etwas verschämt verneinte ich auch die Frage nach dem Halbmaster: Was soll ein halber Mast mit einem Knoten zu tun haben? Das war echt höhere Mathematik für mich. Doch mein Kletter-Max wollte mir nun unbedingt zeigen, wie man einen echten Kletterknoten knüpft – nach dem fünften missratenen Versuch gab ich deprimiert auf. Es kann doch wohl nicht sein, dass meine Kletteraktivitäten an fehlender Kontenknüpfkompetenz scheitern! Schließlich konnte ich mich beileibe nicht daran erinnern, als Kind irgendwelche Schwierigkeiten mit Schnürsenkeln gehabt zu haben…

Schlussendlich sorgte mein Freund für eine anständige Sicherung mittels Achter und Halbmast, nach einer halben Stunde Kletterversuchen an der angeblich leichten 3er-Wand begrub ich meine sportliche Motivation bis zum nächsten Frühjahr und fuhr heim. Am nächsten Tag fand ich ein Buch in meinem Briefkasten: „Mathematik der Knoten“ heißt es. Als Widmung von meinem Freund fand ich auf der ersten Seite den Spruch: „Nimm´s nicht so tragisch – Knoten sind tatsächlich höhere Mathematik. Und du bist ja eher für deine literarischen Affinitäten bekannt…“ Ja, dachte ich und dichtete ihm einen Dankesvers.

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