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Die neue Ehrlichkeit

Nelson MandelaSelbstdarstellung ist out, ehrliche Menschlichkeit in. So titelte neulich ein Frauenmagazin, das mir zufällig im Zahnarztwartezimmer in die Hände fiel. Das Erstaunliche war, dass es um Autobiografien ging. Vorbei seien die Zeiten, in denen sich Prominente wie „Normalsterbliche“ für große Taten, für Außergewöhnliches rühmten. Vielmehr interessiere heute die menschliche Komponente, die Selbst- erfahrung. Als Paradebeispiel wurde der Entertainer Hape Kerkeling herausgestellt. In seinem Buch „Ich bin dann mal weg“ schildert er seine Pilgerreise auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela. Das Buch war 2006 viele Wochen ein Bestseller und wird auch heute noch prächtig verkauft.

Marlene DietrichIn eine ähnliche Richtung geht auch „Was in zwei Koffer passt“ von Veronika Peters. In ihrer Biografie schildert sie ihre Klosterjahre. Mit 21 Jahren be- schloss sie, in ein benediktinisches Kloster zu gehen. Sie beschreibt, wie sie knapp 12 Jahre als Nonne lebte, erzählt von ihrem Alltag im Kloster, welche Konflikte sie mit sich und ihren Mit- schwestern austragen musste, und wie sie letztendlich mit 33 Jahren in ihr „altes“ weltliches Leben zurückkehrte. Eine sehr ehrliche, ruhige, unaufgeregte Biografie, die nur wenig gemein hat mit Dieter Bohlens „Nichts als die Wahrheit“ oder anderen reißerischen Selbst- darstellungen.

Der Trend weg von der Prominenten-Maske hin zu einer neuen Ehrlichkeit kann nur gut sein. Wenn ich wüsste, ob diese Autobiographien alle ehrlich sind, würde ich ja glatt mal eine lesen.

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