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Ein vergessener Held

HeldIch wette, Sie haben noch nie seinen Namen gehört: Varian Mackey Fry. Er wurde 1907 in New York geboren, studierte in Harvard und ging 1935 als Reporter nach Berlin. Dort erlebte er die Verfolgung von Juden und missliebigen Schriftstellern und Künstlern. Später wurde er vom süd- französischen Marseille aus zum Flucht- helfer der Dichter und Denker, der mit Ausreisepapieren und Notvisa etwa 4.000 Menschen vor der Verfolgung durch die Nazis rettete. Darunter so bekannte Schriftsteller wie Heinrich Mann, Golo Mann, Franz Werfel, Lion Feuchtwanger. Gestor- ben ist Fry 1967 in Redding/Connecticut – weitgegend vergessen.

Ehrlich, ich habe auch nichts von ihm gewusst, bin erst dieser Tage auf diesen Mann gestoßen, als ich zufällig las, dass ihn die Berliner Akademie der Künste ehrte. Ziemlich spät, finde ich, aber immerhin.

Mit verschiedenen Mitarbeitern organisierte er den Fluchtweg, der meist von Berlin über Paris nach Marseille, von dort über die Pyrenäen nach Spanien, Portugal, Lissabon und mit dem Schiff nach New York führte.

Zu seiner Aufgabe kam er wie die Jungfrau zum Kind. Fry: „Tatsache war, dass ich überhaupt nicht wusste, wie und wo ich anfangen sollte. Meine Aufgabe bestand darin, bestimmte Flüchtlinge zu retten. Aber wie? Wie mit ihnen in Kontakt kommen? Und was konnte ich für sie tun, wenn ich sie ausfindig gemacht hatte?"

Aber als Gesandter des "Emergency Rescue Committee", einer von Erika Mann mitgegründeten Fluchthilfe-Organisation, wuchs er nach und nach an seinen Aufgaben. Schon bald erkannte er, dass mit normalen diplomatischen Mitteln nicht viel auszurichten war.

Und so organisierte er Verstecke, Bestechungsgelder, ließ Urkunden fälschen, arbeitete mit Schleusern: So gelang die Flucht meistens, aber es gab auch Rückschläge. Walter Benjamin wurde der Transit durch Spanien wegen fehlender Ausreisepapiere aus Frankreich verwehrt. Deshalb nahm er sich im Grenzort Port Bou das Leben.

Nach mehr als einem Jahr Flüchtlingsarbeit in Marseille flog Fry auf und das Vichy-Regime zwang ihn das Land zu verlassen. Nach einigen Wochen in Lissabon kehrte er nach Amerika zurück. Dort arbeitete er als Werbetexter für Coca-Cola und unterrichtete in der Provinz. Er hatte Berühmtheiten das Leben gerettet und wurde selbst vergessen. Erst nach seinem Tod ehrte man ihn. 1991 hat ihm das Holocaust Memorial Museum der USA eine erste Ausstellung gewidmet, 1996 bekam er von der , Gedenkstätte Yad Vashem den Titel "Gerechter unter den Völkern".

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