
Der junge Handlungsreisende Samsa hat sich in ein abstoßendes Tier verwandelt, wird von seiner Familie in seinem Zimmer eingesperrt, miss- handelt und vernachlässigt. Der Vater bewirft ihn sogar mit Äpfeln. Ein Apfel bleibt in Gregors Rücken stecken und verletzt ihn so stark, dass er schließlich stirbt.
Diese Erzählung ist zweifellos ein Meisterwerk der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts und wohl mit das bekannteste Werk des Prager Schriftstellers. Geschrieben wie ein nüchterner Tatsachenbericht, zeigt „Die Verwandlung“ die Untiefen der menschlichen Psyche in der geschilderten Grausamkeit besonders deutlich. Und als ich zum ersten Mal „In der Strafkolonie“ gelesen habe, hat mir auch diese Lektüre, ich gebe es zu, ganz schön zugesetzt. Kafka erzeugt darin durch die Darstellung eines ausgeklügelten Folterinstruments einen sehr subtilen Horror, der durch seine typisch lakonische Erzählweise noch verstärkt wird. Nichts für schwache Nerven.
Der Schriftsteller war im „normalen Leben“ Jurist in der „Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt für das Königreich Böhmen“ und schrieb daher oft nachts. Ob das wohl etwas mit seinen Themen zu tun hatte? Natürlich haben sich die Fachleute den Kopf über die Bedeutung des Kafkaschen Kosmos zerbrochen. Selbst ich habe in einer der höheren Schulklassen darüber eine Hausarbeit geschrieben. Kafkas Welt wimmelt von Konflikten, Ausweglosigkeiten und scheinbar sinnlosem Tun. Seine Werke sind verstörend, ja, so möchte ich das sagen. Aber sie sind auch so faszinierend, dass man sich ihrer Wirkung kaum entziehen kann.
(geschrieben von Matthias Stöbener)