Ihr Leben ist vom Krieg bestimmt, vom Krieg in Afghanistan; von Hass und Gewalt, Flucht und Vertreibung. Doch sie fügt sich nicht still in ihr Schicksal, sondern begehrt auf. »Ich erhebe meine Stimme«, sagt Malalai Joya und so heißt auch ihr Buch, in dem sie ihren Kampf gegen den Krieg beschreibt.
Malalai Joya, geb. 1978 in der afghanischen Provinz Farah, ist eine faszinierende Persönlichkeit. Ich erlebte sie kürzlich während ihrer Deutschlandreise, auf der sie von ihrem Land und den Verhältnissen dort berichtet. Trotz aller Schrecknisse und Gefahren ist diese mutige Frau keineswegs verbittert oder resigniert. Vielmehr strahlt sie eine ungeheure Zuversicht aus, etwas verändern zu können in ihrer geschundenen Heimat.
Bereits als kleines Kind erfuhr Joya, was es heißt, verfolgt zu sein. Ihr Vater, ein Arzt, kämpfte gegen die sowjetischen Invasoren. Die Familie musste fliehen und lebte lange Zeit in Pakistan und im Iran. Schon als Jugendliche unterrichtete Joya dort Frauen in Flüchtlingslagern und setzte diese Arbeit nach ihrer Rückkehr nach Afghanistan fort. Sie baute ein Kranken- und Waisenhaus auf sowie eine Organisation zur Förderung und Weiterbildung von Frauen.
International bekannt wurde Malalai Joya, als sie ihre Stimme erhob gegen die unterdrückerischen, korrupten, patriarchalischen Zustände in ihrem Land. Sie forderte öffentlich die Strafverfolgung der im afghanischen Parlament sitzenden kriminellen Warlords und Drogenbarone. Dies brachte ihr Morddrohungen, Attentatsversuche und den Rauswurf aus dem Parlament ein, in das sie als jüngste Abgeordnete 2005 gewählt wurde.
Doch Joya führt ihren Kampf unerschrocken weiter. Sie kritisiert die antidemokratische Regierung Hamid Karzais, die mit den Kriegsherren gemeinsame Sache macht und prangert die fundamentalistischen Taliban an. Darüber hinaus fordert sie den Abzug der Nato-Truppen aus Afghanistan, die ihrer Meinung nach dem Land mehr schaden als nützen. Dieser Kampf an mehreren Fronten hat einen hohen Preis. Malalai Joya kann sich in ihrer Heimat nicht frei bewegen und lebt im Untergrund. Die USA verweigern ihr die Einreise. Für ihr Engagement wurde diese unerschrockene Frau mit unzähligen Menschenrechts- und Friedenspreisen ausgezeichnet. Sie hat UnterstützerInnen auf der ganzen Welt.
Ihr Buch »Ich erhebe meine Stimme« gibt Einblick in ihr Leben, das sie ganz in den Dienst ihrer Mission gestellt hat: Afghanistan von Krieg und Unterdrückung zu befreien.
Buch "Ich erhebe meine Stimme" von Malalai Joya bei Jokers
Geschrieben von Petra Anne-Marie Kollmannsberger
Bild: Malalai Joya © AfghanKabul/wikimedia.org
Ich habe Malalai Joya im Februar bei einem Vortrag in Augsburg kennengelernt, den die Augsburger Friedensinitative organisiert hat.
Sie ist wirklich eine beeindruckende Persönlichkeit. Und ihr Buch ist absolut lesenswert, wenn man aus erster Hand etwas über Afghanistan erfahren will und nicht nur die Außensicht westlicher „Experten“.