
Manchmal unterhalte ich mich mit Freunden über den Zeitgeist, vielfältig sind unsere Meinungen. Die einen stellen den neu gewonnen Individualismus in den Vordergrund, die anderen die Selbstverwirklichung außerhalb des Jobs, einig sind wir uns allein in dem Gedanken, dass die Sehnsucht nach einer „höheren“ Selbsterfahrung gestiegen ist. Dies macht sich in übervollen Yoga-Kursen bemerkbar, darin dass Esoterik-Hotlines mehr Umsatz als Erotik-Hotlines machen, und auch darin dass immer mehr Menschen autogenes Training und Entspannungstechniken lernen. Kein Wunder in dieser hektischen Zeit!
Auch „Zen-Buddhismus“ ist im Schwange. Es gibt wohl niemanden, der nicht davon gehört hätte, kaum jemanden, der nicht irgendjemanden in seinem Bekanntenkreis hätte, der „Experte“ in Meditation und transzendentaler Erfahrung wäre. Ich selbst tue mir schwer, über körperliche Entspannung zu geistiger Ruhe zu gelangen. Ich habe es früher versucht, ich schaffe es einfach nicht, etwa im Yoga-Sitz abzuschalten.
Ich helfe mir auf meine Art. Ich muss zuerst meinen Geist zufrieden stellen, bevor mein Körper seinen Stress abbauen kann. Mir gelingt das, natürlich, mit einem guten Buch. Zum Beispiel. Vor allem Gedichte und Poesie haben es mir angetan: Schon nach den ersten Zeilen kann ich entspannen, die Welt bleibt außen vor und ich tauche hinein in diese anderen Welten des Gedichts. Im Moment lese ich in den „Zen Gedichten“: Mehr als 500 Gedichte aus aller Welt finden sich in diesem einzigartigen Werk, das dabei hilft, Geist und Körper zu beruhigen.