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Explosive „Pusteblumen“

Minen gehören mit zum Heimtückischsten, was sich die Menschheit in der modernen Kriegsführung ausgedacht hat. Nichts ahnend tritt man darauf und fliegt in Luft. Im besten Fall ist man gleich tot. Im schlimmsten Fall bleibt man mit abgerissenen Gliedmaßen verblutend liegen, ohne Rettung, weil sich niemand auf das Minenfeld wagt. Nach einem Krieg lauern die gemeinen kleinen Gerätschaften jahrzehntelang im Boden ohne ihre Funktion zu verlieren – eine tödliche Falle für Mensch und Tier.

Eine Fläche von diesen Mordwerkzeugen zu säubern, ist ein gefährlicher Job. Nicht selten sprengen sich Minenräumer selbst in die Luft, weswegen man bereits dazu übergegangen ist, Tiere zur Unterstützung heranzuziehen: Hunde etwa, aber auch Riesenratten. Die Vierbeiner erschnüffeln mit ihren feinen Nasen den Sprengstoff der Minen und orten deren Position.

Der Afghane Massoud Hassani (geb. 1983) hat sich etwas ganz anderes ausgedacht: riesige, überdimensionierte „Pusteblumen“, die über ein Minenfeld rollt und alles, was da an Gemeinheiten im Boden schlummert, zum Auslösen bringt – ein fast schon friedlicher Anblick mit explosivem Ausgang. Dieses Minenräumgerät der besonderen Art ist so einfach wie effektiv – eine „Bombenidee“ im wahrsten Sinne des Wortes. Gebaut aus einem Metallkern und bestückt mit unzähligen Bambusstäben mit Kunststoffplatten an den Enden, rollt das über zwei Meter große Teil über verminte Flächen und lässt die todbringenden Waffen explodieren.

pusteblume

 

Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge liegen weltweit rund 100 Millionen Minen im Boden und töten unzählige Menschen – die Angaben reichen von 4.000 bis 20.000 pro Jahr, davon viele Kinder. Die rollenden „Pusteblumen“ können helfen, die Minenfelder schnell, effektiv und gefahrlos zu räumen. Momentaner Nachteil: Die Erfindung ist nicht lenkbar und lässt sich leicht vom Wind abtreiben, weswegen Hassani an einer Steuerung tüftelt. Bei den Explosionen verliert eine Minen-Kugel etliche ihrer „Beine“, die jedoch nachgerüstet werden können. Pro Aktion kann sie bis zu sechs Minen unschädlich machen.

Massoud Hassani erlebte als Kind, wie viele seiner Freunde durch Minen ihr Leben verloren. Als Flüchtling kam er in die Niederlande, wo er ein Designstudium absolvierte. Das Thema Landminen ließ ihn nie los, zu schrecklich waren die Erinnerungen. Und so entwarf und baute er den „Mine Kafon“ (von „Kafon“, was auf Dari Explosion bedeutet) – ein Geschenk an seine geschundene Heimat.

Landminen teilen sich auf in Antipersonen- und Antifahrzeugminen. Erstere sind seit 1999 international durch den Vertrag von Ottawa geächtet, den 122 Staaten unterzeichneten – die USA gehören nicht dazu.

Informationen zu dem Thema gibt es auf den Seiten der Menschenrechts-Organisation „Handicap International“.

In seinem Blog beschreibt Massoud Hassani seine brisante Erfindung.

„Aufräumen nach dem Krieg“ heißt das bewegende Buch des Minenräumers Karl-Heinz Werther über seine gefährliche Arbeit:

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Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger

 

 

 

 

 

 

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