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Feindliche Invasion

Jeder fußballinteressierte Mensch kennt den Verein Manchester United. Im Zeitalter des modernen Fußballs nicht nur ein simples Team sondern ein weltweit tätiges Unternehmen und eine eigene Marke. Durch den Verkauf von Aktien und das Abschließen von Sponsorendeals werden oft mehreren hundert Millionen Euro eingenommen. Seit Jahren gehen große Clubs wie ManUnited, Real Madrid, FC Barcelona oder auch der FC Bayern München diesen Weg. Dadurch treten aber auch oft große Gefahren für die Vereine auf. Manche Anhänger protestieren gegen diese Art an Geld zu gelangen. Oft ohne Erfolg. Bis Manchester United 2005 von der amerikanischen Investorenfamilie Glazer aufgekauft wurde, was das Fass zum Überlaufen brachte.


Aber von Anfang an!

Manchester United wurde 1878 als Newton Heath L&Y von einer Gruppe Bahnhofsarbeitern gegründet. Schon bald war dieser Verein mit dem Bankrott konfrontiert. John Henry Davies, ein ortsansässiger Brauereibesitzer, rettete den Verein durch sein Investment. Er ist auch dafür verantwortlich, dass man den Verein unter seinem heutigen Namen und mit seinen heutigen Farben kennt.

Ausgangslage für die heutige finanzielle Situation der Red Devils ist der Börsengang in den 1990er Jahren, bei dem ca. 18 Millionen Pfund eingenommen wurde. Durch diesen Schritt machte sich der Verein gleichzeitig aber auch angreifbar für eine Übernahme von Außen. Diesen Schritt wagte ein gewisser Rupert Murdoch, australischer Medienmogul, der kurz vor der Übernahme nur durch Anstrengungen der „Manchester United Supporters Trust“ (Zusammenschluss von Manchester United Fans) gestoppt werden konnte. Die Anhänger von United planten, bei einer Übernahme Murdochs einen Alternativverein zu gründen.

Zwei irische Geschäftsmänner, J.P McManus und John Magnier, erwarben in den folgenden Jahren immer mehr Anteile am Verein und hielten Anfang 2004 bereits knapp 29% von ManUnited.

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Hier kommen die Glazers ins Spiel

Der Notfallplan der United-Anhängerschaft musste leider bald wieder hervorgeholt werden. Im Jahr 2003 hielt die Glazer-Familie (Malcolm Glazer mit seinen drei Söhnen) bereits 2,9% der Vereinsanteile. Schnell folgten weitere Käufe, sodass die Glazers im Oktober 2004 knapp 30% besaßen. Am 12. Mai 2005 folgte die Übernahme der Anteile von McManus und Magnier. Die United-Fans gründen jetzt den neuen Verein FC United of Manchester. Ein paar Käufe später waren die amerikanischen Investoren bereits bei 75% angelangt und somit in der Lage, die Aktiengesellschaft der Red Devils aufzulösen und von der Börse zu nehmen. Nur kurz darauf folgte der „Squeeze out“. Die Glazers besaßen Manchester United zu 100%.

Doch wo liegt das Problem? Die Glazer-Familie wälzte nach der Übernahme den Kaufbetrag komplett auf Manchester United ab. Dazu kommen logischerweise die Zinslasten, die im Falle Uniteds extrem hoch sind. Den Gedanken der Glazers kann man leicht folgen: Nur stückchenweise wird Geld investiert. Es werden andere Geldgeber gesucht, die den übrigen Kaufpreis als Kredit zur Verfügung stellen. Die Schulden werden aber nicht selbst bezahlt, sondern auf United überschrieben. Das Verfahren ist ebenso clever wie dreist. So macht man sich bei den englischen Fußball-Fans beliebt.

Sind die Schulden, die im Fall von Manchester United ca. 1,15 Milliarden Euro (plus Zinsen) ausmachen, erst einmal abbezahlt, folgt höchstwahrscheinlich ein erneuter Verkauf.

Wie aber kann ein Verein sportlich trotz dieser immensen finanziellen Lasten überleben? Mit Sir Alexander Ferguson. Allen Widerständen zum Trotz gewann Ferguson (welcher bereits seit über 26 Jahren im Verein als Trainer aktiv ist und durch seine hervorragende Jugendarbeit Talente wie Ryan Giggs, Garry Neville oder Paul Scholes hervorbrachte) weiter nationale Titel und die Champions League im Jahr 2008. Eine erfolglose Saison wie die in 2012, als man die Meisterschaft in der 93. Minute an den Stadtrivalen und Scheich-Club Manchester City verlor und zudem bereits früh im nationalen Pokal sowie auf internationaler Ebene versagte, kann Manchester United in Existenznöte bringen.


Börsengang in Amerika

Ein Börsengang durch die Glazer-Familie. So geschehen vor mehreren Monaten. Hört sich zunächst gut an, ändert in Wirklichkeit wenig. Durch die Unterscheidung von A- und B-Aktien behalten die Glazers selbst im Falle eines 90%igen Verkaufs die Mehrheit und das Sagen im Verein.


„Wir leben noch!“

Neben der Tatsache, dass Manchester eine Weltmarke ist und dass im schlimmsten Falle, im Falle eines Verkaufs, wohl immer ein „Abnehmer“ gefunden wird, gibt es weitere Aspekte, die den United-Fans Hoffnung machen. Als da wären: steigende Fernsehgelder, ein sehr gut laufendes Fanartikelgeschäft und nicht zuletzt eine der besten Jugendarbeiten weltweit. Trotz des feindlichen Aufkaufs durch eine amerikanische Familie steigerte ManUnited seinen Umsatz stetig von 237 auf 350 Millionen Euro (2011). Sieht man all diese Fakten und Zahlen, möchte man sich gar nicht vorstellen, wo der Verein Manchester United ohne die Glazers stehen würde.

 
Autor: Stefan Besel
Bildquelle: edwin.11 / Wikimedia Commons

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