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Hatte Hegel vielleicht bayerische Vorfahren?

Verstehen Sie bayerisch? Ich selbst habe mich etwas schwer getan, die eine oder andere Eigentümlichkeit dieses Dialekts zu begreifen. Hier meine ich nicht unbedingt die Aussprache, sondern viel mehr bestimmte grammatikalische Eigenheiten: "Der Butter" ist ein Beispiel für das veränderte Genus eines Substantivs. Doch noch weit mehr hat es mir die doppelte Negation angetan: "Das hätte ich niemals nicht geglaubt", sagt der Bayer und meint damit nicht etwa, dass er etwas glaubt, sondern eben, dass er es nicht glaubt. Wenn anderswo die Regel gilt, dass eine doppelte Verneinung einer Bejahung gleich kommt, "schert sich" das Bayerische einen "Bockmist" um solche grammatikalischen Spielereien.

HegelDas mag der Grund sein, warum sich die Tochter einer Freundin mit ihrem Literaturstudium abmüht: Die junge Frau liebt ihren bayerischen Dialekt, der ihr aber manche Stolperfalle legt. Zur Zeit plagt sie sich mit Hegel, dem deutschen Philosophen, der am 27. August 1770 geboren wurde und mit vollständigem Namen Georg Wilhelm Friedrich Hegel hieß.

Was der mit der doppelten Negation zu tun hat, wundern Sie sich? "Wird der Zweifel Gegenstand des Zweifels, zweifelt der Zweifelnde am Zweifel selbst, so verschwindet der Zweifel." Einen solchen Hegel-Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Da steckt zwar keine doppelte Verneinung drin, doch scheint der bekannte idealistische Denker die Regeln der Aufhebung der Negation zu befolgen. Aus einem "Zuviel" des Zweifelns wird das Gegenteil, also der Nicht-Zweifel. Die Studentin aber, geprägt von der "Ehrlichkeit" ihres Mutterdialekts, sieht hierin nur eine überflüssige sprachliche Wendung. Für sie bleibt ein "Zuviel" des Zweifelns einfach das, was es ist: Nerven aufreibendes Kopfzerbrechen.

Um sie mit dem genialen Philosophen zu versöhnen, brachte ich ihr unsere CD "Hegel – eine kurze Einführung" mit. Im Nachhinein betrachtet, weiß ich nicht, ob das eine gute Idee war: Jetzt läuft sie nämlich durch die Gegend und zitiert wo sie geht und steht Hegel. "Die Sprache ist der Leib des Denkens", erwidert sie, wenn man sie bittet wieder "normal" mit einem zu ratschen.

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