Wenig arbeiten, das schnelle Geld verdienen und obendrein auch noch die Frauen beeindrucken – Leif und Roy, zwei Postler aus Kirkenes im Norden Norwegens, haben sich einen feinen Schlachtplan ausgedacht. Es ist, wie sie meinen, eine ebenso einfache wie geniale Idee: ein Erlebniscamp, in dem gestresste ZeitgenossInnen ihr inneres Rentier entdecken und wie Samen leben, jene mythenumwobenen UreinwohnerInnen Nordskandinaviens.
„Samenland“ ist schnell aus dem Boden gestampft, mit geliehenen Rentieren, geklauten Zelten, Samentrachten aus dem Kostümverleih und einem schauspielernden Schamanen. Anfangs läuft alles wie am Schnürchen. Eine japanische Reisegruppe ist begeistert von der scheinbar unverfälschten nordischen Exotik und gerät vor allem durch den Genuss des vermeintlich authentischen „Geisterbräus“ – gefärbter Wodka mit Wacholderbeeren – außer Rand und Band. Blöd nur, dass die Rentiere Hundefutter nicht vertragen, womit Leif und Roy sie der Einfachheit halber füttern. Irgendwann brechen die Rentiere aus.
Außerdem ist den beiden Jungunternehmern der Typ auf den Fersen, dem sie die Samenzelte geklaut haben; und der gehört nun leider zu jener Sorte Mensch, die wenig Worte und kurzen Prozess macht. Allmählich wird es brenzlig, denn plötzlich sind Leif und Roy auch noch mit einem Geldtransporter-Überfall und einem kriminellen Samenhasser konfrontiert. Ferner nervt ein kulturbeflissenes französisches Urlauberpärchen, das inquisitorische Fragen zur Geschichte der Samen stellt. Da offenbart sich jäh, dass die beiden Möchtegern-Touristen-Manager von der samischen Tradition keinen blassen Schimmer haben.
Dem norwegischen Schriftsteller Magne Hovden ist mit „Scheiß-Rentiere“ ein urkomischer, von Skurrilitäten gespickter Roman gelungen. Wie seine beiden Helden Leif und Roy lebt er in Kirkenes, dem letzten Außenposten der westlichen Welt nördlich des Polarkreises.
Wer mal vorbeischauen will: www.sameland.net
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Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger
