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Von der Hand in den Mund

Es gibt mehr herrenlose Bäume, als man gemeinhin denkt. Sie stehen einfach so rum und tragen bisweilen sogar Früchte, die niemand erntet. Allenfalls laben sich Vögel und Igel daran. Vergeudung von Ressourcen? Genau! Das dachten sich auch ein paar nachhaltig denkende ZeitgenossInnen und gründeten vor wenigen Jahren das Projekt „Mundraub“.

Auf der Internetplattform www.mundraub.org sind Bäume, Sträucher und andere ess- und erntebaren Gewächse verortet, die (scheinbar) niemandem gehören oder die ihre BesitzerInnen zum Verzehr freigegeben habe und an denen man sich nach Herzenslust bedienen darf. Über ganz Deutschland verteilt findet man die genussspendenden, natürlichen Quellen – ganz komfortabel nach Regionen aufgegliedert und mit hilfreichen Kommentaren zum Standort versehen.

Früher, ganz früher, konnte einem schon mal die Hand abgehackt werden, wenn man sich an fremdem Obst und Gemüse vergriff, auch wenn man damit ein Hungerloch im Bauch stopfen wollte. Mundraub nannte man das. In späterer Zeit dann erfüllte man mit der „Unterschlagung von Nahrungs- und Genussmitteln in geringer Menge“ einen Straftatbestand. Der wiederum wurde in den 1970er-Jahren abgeschafft. Heute wird Mundraub nur noch auf ausdrücklichen Antrag verfolgt.

Völlig legal hingegen sind die Aktivitäten des modernen und übers Internet organisierten Mundräubertums. Natürlich, manchmal gibt es Differenzen, was nun als „herrenlos“ zu bezeichnen ist. Und gelegentlich kommt es vor, dass GartenfreundInnen ihre Schützlinge sozusagen als „Freiwild“ im Internet vorfinden.

Prinzipiell ist die moderne Mundraub-Idee eine feine Sache. Die, die nichts haben und etwas brauchen, können sich bedienen. Obst fault nicht mehr auf den Bäumen oder verteilt sich über die Straße. Und für die Tierwelt bleibt auch noch genug übrig – MundräuberInnen neigen nicht zum Kahlschlag, sondern lassen der Natur ihren Anteil.

Lust bekommen auf wildes Ernten? Dann schauen Sie mal in die Bibel der Bewegung:

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Darin steht alles Wissenswerte zu dieser sympathisch-anarchischen Bewegung, die übrigens durch den Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung geadelt wurde.

Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger

 

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