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Invasion der Droiden?

Heute erreichte uns folgende E-Mail eines Jokers-Kunden:

Ich bin ein begeisterter Anhänger Ihres "Jokerskonzepts". Besonders toll in unserer heutigen Zeit finde ich, dass ihr Verkaufskonzept sehr ehrlich und übersichtlich aufgebaut ist, ohne die heutigen üblichen "Marketingtricks", versteckten Mitgliedschaften… etc. Es macht einem das Leben sehr angenehm einem so klarem Auftreten gegenüber zu stehen.

Auch Ihre "Leser-Aktivitäten" wie den Lyrikwettbewerb finde ich spitze. Ich freue mich schon auf die Ergebnisse. Ich möchte an dieser Stelle hierzu einen kleinen Anstoß geben. Vielleicht wäre in Ihren Ausgaben auch etwas Platz für kleine Geschichten/Storys des aktuellen Zeitgeschehens, geschrieben von begeisterten Lesern und Kunden. Eine Art "kleine Plattform" für Hobbyschriftsteller.

Wie auch immer, ich hab mir erlaubt eine kleine Geschichte mit anzuhängen und würde mich freuen wenn Sie die Zeit zum Lesen fänden und vielleicht eine sinnvolle Verwendung innerhalb Ihres Unternehmens hätten.

Vielen Dank für Ihre Hilfe und Aktivität und alles Gute für die Zukunft.

Nur weiter so!

Mit freundlichen Grüßen

Bernd Ramsauer

Auf diesem Weg Ihnen, Herr Ramsauer, herzlichen Dank für die Anregung, die wir während der Vorbereitung für den Jokers Lyrikpreis 2006 prüfen werden und natürlich auch herzlichen Dank für Ihre Geschichte, die wir anderen Kunden / Bloglesern nicht vorenthalten wollen.

++++++

Jetzt ist wieder Droidenzeit. So wie es die Weihnachtzeit, Osterzeit oder Faschingszeit gibt, ist jetzt Droidenzeit. Die »Star Wars Roboter« haben alles fest im Griff, und Kids und Väter sind begeistert. Denn »Die Macht ist mit uns« und sie ist allgegenwärtig.

So richtig begegnet aber ist mir die »dunkle Seite der Macht« erst letzte Woche, als ich verzweifelt versucht habe, an einem Bahnhof eines Münchener Vororts eine Fahrkarte für die U-Bahn zu ergattern. Ein Ticket hatten wir uns da schon öfters geholt, wenn wir zusammen mit unseren Kids einen Stadtausflug machten. Und zwar immer bei der zuvorkommenden, alten Dame neben dem Kiosk. Die kannte nämlich alle Tricks und Kniffe und das machte mein Unterfangen wesentlich angenehmer und stressfreier.

"Wie viele Kinder hams denn dabei ?… Zwei, und die Frau will auch mit, oder?
Ja wollens nur in die Innenstadt oder müssens weiter raus fahrn?", feixte sie aus dem Verkaufshäuschen raus.
"Diesmal wollen wir zum Museum, der Kleine will die Düsenflieger anschauen, wie viel Zonen muss ich denn da stempeln?", fragte ich zurück.
"Ja bis zum Museum, da reicht Innenstadtbereich, da nehmen´s das Familienticket, da kommen´s am günstigsten weg."

Wir hingen an unserem kleinen Ritual. Die alte Dame suchte mir das Ticket raus, dann plauschten wir ein wenig über die Tarife und das Wetter und verabschiedeten uns mit einem Schmunzeln und »Einen schönen Tag noch…«

Heute war meine Helferin weit und breit nicht zu sehen, nicht mal den Ticketschalter neben dem Kiosk konnte ich mehr finden. Die jugendliche Kellnerin des Cafes erklärte mir emotionslos und knapp, dass sich die ganze Sache eh nicht rentiert hätte, weshalb man das Häuschen samt der Alten entfernt habe. Mein Ticket solle ich mir gefälligst wie jeder andere auch am Automaten kaufen.

Also doch, jetzt musste auch ich zu den Automaten. Ich hasse diese leblosen Schränke. Da standen schon zwei der Monster in Reih und Glied wie unbarmherzige Wächter vor dem Tor zur Unterwelt.

Wir wären beinahe dran vorbei gelaufen, weil sich davor eine Traube Menschen gebildet hatte. Aufgeregtes Geplapper tönte durcheinander.
"Ja bist du dir sicher, dass wir mit dieser Zonenkarte bis zum Flughafen rauskommen, Hermann?", zischte eine Frau nervös ihren entnervten Begleiter an.
"Was weiß ich! Hier gibts eine Familienzonenkarte, eine Familientageskarte, eine Streifenkarte, eine Streifenkarte für Partner, eine für Außenbereich, eine für den Innenbereich …"
"Hermann, wo fängt der Außenbereich denn an? Und eine Partnerkarte geht doch nicht, wir haben doch den Jonas dabei, oder muss der noch nicht zahlen?" Ach du dickes Ei! Der rotgesichtige Hermann stand kurz vorm Kollaps.

Am zweiten Automaten redete sich gerade eine schwarzhaarige Dame um die fünfzig in Rage und war kurz davor, einen Mitarbeiter der Verkehrsbetriebe mit ihren Füßen zu malträtieren, während ihr Mann die Beruhigungskapseln aus der Arzneidose kramte.

Ich sah mich um. Drehten sie hier einen Sketch für die »Versteckte Kamera«? Nein da war nichts zu sehen, das war »Leben pur«. Das konnte ja heiter werden! Meine Hände schwitzten und ich fühlte mich äußerst unwohl dabei, in Kürze dasselbe Schicksal erleiden zu müssen. Wie sehr vermisste ich in diesem Augenblick die Unterstützung meiner liebenswerten Freundin.

"Papa, schau mal da kommen Sturmtruppen aus Star Wars", prustete mein Jüngster aufgeregt los.
Tatsächlich, kaum zu glauben, vier voll durchgestylte weiße Droiden des Imperiums, ausgestattet mit Helm, Körperpanzer, Sturmgewehr, alles täuschend echt, rannten an uns und zwei Herren von den Verkehrsbetrieben vorbei, ohne diese auch nur mit einem Blick zu würdigen, rannten über die Rolltreppe in Richtung U-Bahn und verschwanden im Zug, der kurz darauf beschleunigte.
"Ja und was ist mit diesen Blech-Albinos? Brauchen die etwa kein Ticket? Wahrscheinlich haben jetzt alle Roboter untereinander ein Abkommen getroffen, so eine Art Nicht-Angriffspakt", schoss es mir durch den Kopf.

Ich musterte meine beiden Ticketautomaten nochmals eingehender: über zwanzig mögliche Wahltasten, ein Bildschirm, Fächer für Geldeinzug, Kartenausgabe, Geldrückgabe, ein Wust aufgedruckter Informationen und Grafiktabellen, alles bunt gemischt. Mit ein bisschen Fantasie sahen die den »Sturmtruppen« von eben sogar ähnlich, auch die Kampfszenen mit den Fahrkartenautomaten hätten gut aus dem Star-Wars-Film stammen können, wir hätten nur noch ein paar Laserschwerter gebraucht!

Diese mechanischen Fahrkarten-Monster, schwer gepanzert, ohne jegliche Kommunikationsfähigkeit, dafür mit einem sturen Programm bestückt, wirkten schier unantastbar für uns kleine, hilflose Humankreaturen. Ich musste laut lachen, einige Leute drehten sich um, dachten wohl dass da einer durchgeknallt sei…

Plötzlich wurde mir klar, dass sich diese Droiden überall in unserem Leben breit gemacht und wir täglich viele frustvollen Kämpfe mit ihnen zu bestreiten haben: beim Ticket lösen, beim Geld abheben, beim Einkaufen, beim Parken, beim Eintritt zahlen, beim Getränke holen, bei der Auskunft, bei der Sprachsteuerung am Servicetelefon…

Doch wohin sind all die hilfsbereiten Menschen von früher verschwunden? Wo ist die alte, lebensfrohe Dame, mit der ich immer so gerne gequatscht habe? Wahrscheinlich wurde sie von den »Albinos« samt dem Häuschen verschleppt und in ein kleines Nordzimmer irgendeines Altenheimes eingelocht, denn: Die »
dunkle Seite der Macht« ist stark geworden in diesen Tagen. Aber so leicht werden die mir nicht davonkommen, ich werde mir einen dieser »weißen Blecheimer« schnappen und das Versteck der alten Dame aus ihm herausquetschen! Und dann gehe ich zu ihr und kaufe meine Tickets wieder
von ihr. Vielleicht hat sie ja noch ein paar in der Schublade, für hartnäckig
Menschen suchende Fälle wie mich! So leicht lasse ich mir von diesen glitzernden Schrotthaufen namens Automaten nicht meine liebgewordenen Sozialkontakte nehmen. »Die Macht ist mit uns!«

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