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Jenseits des Polarkreises

353088_R_K_by_Hans Snoek_pixelio.de.jpgWochenlang hatte sich unsere Freundin Marianne auf ihren Sibirien-Trip vorbereitet: Sie verschlang Alles, was die Buchläden an Bärenführern und Überlebenshandbüchern zu bieten hatten und mühte sich ab, das kyrillische Alphabet zu lernen. Schlussendlich glaubte sie sich in der Lage, anhand der Pfotenabdrücke eines Schwarz- von einem Braunbären unterscheiden zu können, packte ihr Zelt und ihren Schlafsack in ihr Backpack und düste los.

Natürlich waren wir mehr als gespannt, als wir sie nach ihrer Rückkehr zur Berichterstattung zu uns einluden: Wir wollten sofort aus erstes Hand wissen, wie ihr »Abenteuerurlaub« verlaufen ist. Das Erste, was uns auffiel, war ihre dunkel gebräunte Haut sollte es in Sibirien nicht kalt sein, so kalt, dass sicher keine Sommerbräune entstehen könnte? Und sollte sie nicht wenigstens ein paar Schürf- oder Kratzwunden aufweisen, wenn sie bei ihrer Flucht vor einem Grizzly auf einem Baum geklettert war?

Marianne lachte nur: In ihren Augen war das keinesfalls ein Abenteuerurlaub nach ihrem Geschmack gewesen (ich denke aber, dass sie da einfach ein wenig anders tickt als wir »normalen« Leute…): Sie ist weder auf einen Schwarzbären, die klettern können, noch auf einen Braunbären, die nicht so gut klettern können getroffen, und die Spuren, die sie im Matsch entdeckte, deuteten eher auf wilde Hunde als auf »Men Eater« hin. Was vielleicht auch daran lag, dass aus ihrem geplanten Trip in die Wildnis eher ein humanes Camping am See wurde. Und hier erzählte sie uns für uns als Hörer im Nachhinein wunderbar komische, für sie allerdings um damaligen Zeitpunkt weniger erfreuliche Anekdoten über einen Urlaub, bei dem Murphys Law so richtig zuschlug: Nicht nur, dass ihr vor dem Flug nach Moskau bereits ihr Gaskocher abgenommen wurde (Gefahrgut im Gepäck!) und sie dann in Irkustk nach zwei Nächten ohne Schlaf feststellte, dass auch ihr Kompass, ihr Taschenmesser, ihre Taschenlampe und (am allerschlimmsten) ihre Hiking-Karte verschwunden waren (wer die nun wohl haben mag?!), sie bemerkte auch, dass sie nun zwar relativ gut Kyrillisch lesen konnte, jedoch kein Wort Russisch verstand. Schlussendlich schlug sie sich von Irkutsk irgendwie an den Baikalsee durch, und wanderte dann einige Tage bei über 30 Grad an den Zuggleisen am Ufer entlang es war kein Darandenken, sich ohne Karte und Kompass in die Wildnis zu schlagen. Sie erzählte uns, wie es ihr dann bald reichte, sich mit dem kalten Seewasser morgens einen löslichen Kaffee zusammenzurühren, ein offenes Feuer wollte sie nicht machen (konnte sie auch nicht, denn neben den anderen Utensilien war ihr auch ihr Sturmfeuerzeug abhanden gekommen) und sie dann umdrehte, um sich in einem ort ein Zimmerchen in einem Hostel zu nehmen. Marianne schimpfte dann noch etwas über die horrenden Preise für Kaffee, Gemüse und Obst und beschrieb als ihr größtes Abenteuer, wie sie es auf ihrer Rückreise in Moskau schaffte, sich nach vier Stunden Irrfahrt doch noch im Metrosystem zurechtzufinden.

Ich finde, dass man manche Dinge einfach nicht selbst zu erleben braucht –  denn was in Erzählungen dann so heiter, so romantisch oder so abenteuerlich wirkt, ist in der Realität meistens erst einmal Eines: nervig. Das meint zumindest Marianne. Aber dennoch beschrieb sie uns begeistert die sibirische Landschaft, die Weite der Wälder, das Glitzerns des Sees, die endlosen Regenbogen, die in die Wellen zu fallen scheinen, das zaghafte Funkeln der Sterne Doch, mal ganz ehrlich: Das Alles kann ich viel leichter von meiner Wohnzimmercouch aus mit einem kühlen Bier in der Hand genießen. Zum Beispiel mit der DVD »Sternflüstern«, die uns eben genau auf solche wunderbar klingenden Reisen in Gegenden jenseits des Polarkreises mitnimmt, ohne dass wir selbst ohne heißen Kaffee oder eine warme Dusche darben müssten.

Und Marianne? Nächstes Jahr will sie zum Hiken nach Uruguay. Wenigstens kann sie schon Spanisch.

DVD »Sternflüstern« bei Jokers

Bild: Schild „Sibirien“ © Hans

Snoek/www.pixelio.de

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