Suche
Close this search box.

Jokers auf der Leipziger Buchmesse 2024

Die Leipziger Bahnhofshalle ist eine schöne Erinnerung – nach der Renovierung in den 90ern zählt der Leipziger Hauptbahnhof unzweifelhaft zu den schönsten Europas. In den letzten 25 Jahren war Jokers fast jedes Jahr auf den Buchmessen in Frankfurt und Leipzig vertreten, meist durch eine kleine Delegation EinkäuferInnen, die die Verlage abklappern um die besten Reste-deals zu ergattern.
Aber eine Handvoll mal hatten wir auch einen eigenen Stand, an dem wir LeserInnen für Jokers gewonnen haben, mit unserem tollen Sortiment, dem einen oder anderen Gewinnspiel, aber natürlich auch mit dem persönlichen Charme der Jokers KollegInnen. Dieses Jahr ergab sich eine Gelegenheit in Traumbesetzung zur Leipziger Messe zu fahren: Zwei Kollegen aus dem Einkauf und zwei aus dem Marketing, dies soll zu originellen Einblicken ins Buchmessetreiben führen… na dann los!
Mit einer vollbesetzten S-Bahn fahren wir aus der Innenstadt ins Messezentrum. So einen Trubel kennen wir Süddeutschen von der Münchner Wiesn, sofort wird aber klar, hier geht es zivilisierter zu – BücherfreundInnen sind auf Pilgerfahrt, berauscht nur von ihrer Vorfreude.

Isabella und Martin heute und (oben klein) 2009 auf dem Jokers Messestand

In den Messehallen dann das DejaVu, es ist wie nach Hause kommen. Nach der Pandemie war für viele Kollegen nicht klar, ob die Buchmessen für die Branche noch so relevant bleiben wie vor Covid. Unser Eindruck: Für die LeserInnen ist Leipzig wichtig wie je. Die üblichen Cosplayer (kostümiert wie die Protagonisten ihres Lieblings-Manga) sind die Vorboten des Bücher und Medien-Zirkus, der uns erwartet. In der Vorhalle gleich, die „blaue Couch“ auf der schon die ersten Autoren interviewt werden, es staut sich… Links und rechts gibt es viel zu sehen.

Zwischen den fünf Hallen geht es in gläsernen Röhren hin und her, überall ist man in einer anderen Bücherwelt: Wo die großen Verlage sich präsentieren, scheint es gediegen zuzugehen, auch schon vormittags sitzt man im Tweed-Sakko vor einem Glas Weißwein ins Gespräch mit Geschäftspartnern und Kunden vertieft, es geht um Bücher, aber auch um Margen, Auflagen und die Chancen und Probleme der Branche. Wo die kleinen Verlage und die internationalen Stände liegen, sirrt die Luft vor Elan: Nicht nur klassische Buchverlage hoffen hier Ihre Waren bei Partnern und Lesern zu „pitchen“, auch das eine oder andere StartUp zum Thema Mediengestaltung oder Content-Vermarktung ist hier, Pressestände und NGOs haben Stände und Standpunkte.

Weniger seriös, aber mindestens so ernsthaft meinen es die Manga und Anime-Fans, die eine riesige Spielwiese klassischer Stände entdecken können, aber auch ein Gaming-Forum und einen Basar mit fernöstlichen Köstlichkeiten in Ihrem Areal finden. Unwillkürlich denken wir an früher, als man sich auf der Messe mit den üblichen überteuerten Würstchen durchschlagen musste. Heute hat man die Auswahl zwischen leckerem vietnamesischem Pho, Pommes mit holländischer Soße (den Gastländern Niederlande und Flandern zu Ehren) und diversen japanischen Häppchen, eines leckerer als das andere. Die Würstchen gibt es natürlich immer noch, und billiger sind die auch nicht geworden 🙂

Aber dem Bücherfreund gelüstet es nach etwas anderem: „Nutrimentum Spiritus“ – Nahrung für den Geist, finden wir überall…

Wer Bücher liebt, der findet früher oder später die „Antiquariatsmesse“, der Ort wo man schon immer stöbern und kaufen konnte (inzwischen verkaufen auch die Aussteller, und die Messebuchhandlung ist immer voll). Zwischen endlos scheinenden Regalen fühlt man sich wie in einem gemütlichen alten Buchladen, bis man ums Eck blickt…

Dann sieht man Kunstdrucke, Installationen und avantgardistische Buchkunst aus aller Herren Länder.

Nach ein paar Stunden in diesem Sinnesrausch muss man mal raus, zwischen die Hallen, Luft und Atem holen und sieht Kawaii-niedliche CosplayerInnen nicht weit von Pfeife-paffenden Literatur-Cosplayern äh Kritikern und Autoren campieren. Leipzig eint nicht nur Literatur-Deutschland, sondern bringt auch die Generationen zusammen.

Zum späten Nachmittag hin, mache ich mich auf den Weg, mit der Linie 16 (die fährt noch, gestreikt wird erst morgen) in die Leipziger Altstadt zu fahren und meine Lieblingsbuchhandlung dort zu besuchen. Auch da ist es wie nach Hause kommen, und die KollegInnen haben die Drinks schon kalt gestellt. 

Denn wer nach Leipzig zur Buchmesse kommt, der bekommt ein rundum-sorglos Paket – zum Abend hin brummt die ganze Stadt von Lesungen, Kneipengesprächen über Bücher und dem guten Gefühl sich nächstes Jahr wieder zu sehen.

Diesen Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge