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Jokers Morgen-Grauen, Teil 13

Man kann nicht sagen, dass die Augsburger ein »lustiges Völkchen« seien. Obwohl die Schwaben in der Schwabenmetropole eine Minderheit sind und der Schlachtruf der örtlichen Faschingsgesellschaft »Lach am Lech« ist. Zwar sind nach Augsburg viele humorvolle Menschen zugezogen, der Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund dürfte bei 70 bis 80 Prozent liegen, wenn man auch Bayern, Franken, Rheinländer, Berliner, Hamburger, Sachsen, Thüringer usw. mitzählt. Trotzdem hat man den Eindruck, dass Augsburg in Sachen Humor sehr schwäbisch geblieben ist: Man spart daran.

Aber wo Humor Mangelware ist, da öffnen sich der Situationskomik Tür und Tor, denn die gibt’s ja immer dann, wenn etwas gar nicht lustig gemeint oder gedacht war. Und so lachen gerade die vielen Zugezogenen in Augsburg wie befreit auf, wenn sich wenigstens aus einer Situation etwas Lustiges ergibt.

Ein Brüller war das so genannte Döner-Verbot. In Augsburg darf zwischen ein Uhr und sechs Uhr morgens kein Essen zum Mitnehmen mehr verkauft werden. Die offizielle Begründung dafür (»elf Tonnen weniger Müll pro Wochenende allein in der Maxstraße…«) hat ja schon für viele Witze gesorgt (»… um in zehn Stunden elf Tonnen Müll zusammen zu bekommen, müssten alle Augsburger gleichzeitig auf der Maxstraße stehen, Döner essen, sofort wieder auskotzen um den nächsten zu essen, dann sofort wieder ausk…« usw.). Aber da ja auch McDonald’s und Burger King von dem Verbot betroffen sind, war das Augsburger Döner-Verbot sogar in den internationalen Medien ein Thema. Daher heißt es in Augsburg heute: »Über München lacht die Sonne, über Augsburg die ganze Welt.«

Naja, ein bisserl situationskomischer geht’s schon. Beim Feierabendbier fragte eine Kollegin in die Runde, ob jemand Lust hätte, mit ihr ins Planetarium zu gehen. Da gäbe es eine tolle Show, die auf dem Pink Floyd Album »The dark side of the wall« basiere. Am Nebentisch erhob sich daraufhin ein uns völlig fremder Mann und sprach mit feierlicher Stimme: »Und wer könnte je jenen historischen Moment vergessen, als Präsident Reagan 1987 in Berlin gen Osten rief: Mr. Gorbachev, tear down this moon!« Da kippten schon ein paar Leute vor Lachen von den Stühlen.

Ein andermal beim Bier dozierte der Werbeleiter über die Vorzüge der Anarchie. Die Runde schwieg, war wohl nicht seiner Meinung. Nur der Kollege W., der bis dahin zwei Stunden lang nur sehr tief ins Glas geschaut hatte, meldete sich nun mit schwerer Zunge zu Wort und rief: »Jawoll, Anarchie!« Und nach einem weiteren Schluck: »Abba mit ei’m starken Anarchen!« Auch das war ein Lacherfolg.

Wenn Sie jetzt keines dieser drei Beispiele besonders witzig fanden: Da sehen Sie mal, an welch dünne Humor-Strohhalme man sich hier klammert.

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