Suche
Close this search box.

Kinder, Kinder!

KinderSonntagnachmittags im Freibad: Ein Zweijähriger auf der Decke links plärrt nonstop. Nachdem die verzweifelten Eltern auch drei Stunden später die Ursache für den kindlichen Heulanfall nicht gefunden haben, geben sie auf. Sie packen ihre Sachen und zerren den Sohn an der Hand Richtung Ausgang.

In kurzer Entfernung läuft ein hilfloser Vater seinem Fünfjährigen hinterher und ruft: „Bitte, Kevin, bleib doch stehen! Wenn du den Apfel isst, bekommst du nachher auch noch ein Eis!“ Der Fünfjährige lacht und springt in das nächste Kinderbecken.

Auf der Decke gegenüber stöpseln Pubertierende nacheinander ihre iPods in die sündhaft teure Docking-Station. Für je ein paar Sekunden brüllt der jeweilige Lieblingssong aus den Boxen. Zehn Minuten später erlahmt das Interesse und die Teenager springen von der Seite ins Schwimmerbecken. Eine alte Frau nimmt einen tüchtigen Schluck Chlorwasser, den ihr die Wellen der jugendlichen Springer direkt ins Gesicht spritzen. Die iPods, Dockingstation, Handys sowie die Designerkleidung der Teenies bleiben wie wertloser Müll auf der Decke liegen.

Doch als mich die Hitze schließlich selbst ins Nasse treibt, gefriert mir das Blut in den Adern angesichts der Begeisterung, mit der sich die Jugendlichen im Wasser gegenseitig Schimpfworte aus der analen und genitalen Sprache an den Kopf werden und sich so lebhaft gegenseitig bespritzen, dass kein Erwachsener sich mehr in ihre Nähe traut.

„Warum unsere Kinder Tyrannen werden“ heißt der Bestseller von Michael Winterhoff. Vielleicht sollten Eltern dieses Buch geschenkt bekommen, damit sie lernen, wie Gesellschaft funktioniert und was sie tun können, damit zwischen den Generationen wieder ein natürliches und entkrampftes Verhältnis eintritt.

(geschrieben von Matthias Stöbener)


Diesen Beitrag teilen:

Ähnliche Beiträge