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Koeppen und die Tauben

Kürzlich hatte mein Onkel Geburtstag. Leider ging sein Festtag im allgemeinen Trubel fast unter jeder aus der Familie hat im Moment zu viel um die Ohren. Geburtstage kommen da schon mal zu kurz. Erst am Abend konnte ich ihm gratulieren. Ich rief ihn an und holte mir seinen unterschwelligen Vorwurf ab: Wie Koeppens "Tauben im Gras" würden sich alle Familienmitglieder benehmen, blind ihren verschiedensten Aktivitäten nachrennen, immer auf der Suche nach… Ja, nach was?

Koeppen Tauben im GrasEs ist lange her, dass ich die berühmte Nachkriegserzählung von Wolfgang Koeppen las. Doch dies war Anlass, mir das Buch noch mal zu Gemüte zu führen. Denn "Tauben im Gras" liest man nicht einfach, man lässt sich darauf ein. Die Darstellungen der Personen, die gierig versuchen, ihr Leben zu finden, nimmt mit, reißt mit, bedrückt und erleichtert gleichermaßen.

Doch auch ein Wolfgang Koeppen kämpft gegen die Vergesslichkeit des Zeitgeists: Am 15.März jährte sich sein Todestag zum zehnten Mal 1996 starb er in München. Und kaum einer dachte an ihn. Bis auf meinen Onkel.

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