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Kulturschaffende am Ende der Verdienstleiter

zu wenigVon den Übersetzern weiß man es. Schon seit Jahren wabert ein Streit in der Buchbranche, was denn eine angemessene Entlohnung von Übersetzern bedeutet. Mit dem Ergebnis, dass die Übersetzer meist immer noch viel zu wenig für ihre kulturschöpferische Arbeit verdienen. Einer Gesellschaft, die darauf aufbaut, dass sie sich mit Wissen und Bildung auf ihrem Wohlstandsniveau hält, wird es nicht mehr lange möglich sein, Bankern, die gigantische Werte vernichten, Jahresgehälter von Millionen in den Rachen zu werfen, während sie gleichzeitig Menschen, die im Kulturbereich Werte schaffen, mit einem Hungerlohn abspeiset.

Viel Arbeit und wenig Geld, das ist auch die Überschrift eines Börsenblatt-Artikels zu den Einkünften von BuchillustratorInnen. 732 von ihnen haben ihre Einkünfte offengelegt. Mit erschreckendem Ergebnis. Fast 66 Prozent der Illustratoren können von ihrem Verdienst keine Familie ernähren. Etwa ein Drittel hat einen zweiten Beruf und mehr als 40 Prozent sind auf das Einkommen ihres Partners angewiesen, um überlegen zu können. Ganz konkrete Zahlen: 45 % verdienen im Schnitt unter 12.000 Euro netto im Jahr, etwa 16 % kommen bis 18.000 netto, etwa 12 % auf bis zu 24.000 netto.

Und es wird in den nächsten Jahren sicher nicht besser, denn der Kostendruck der Verlage nimmt zu. Um das auszugleichen, müssten die Illustratoren noch mehr Bücher illustrieren – oder in Länder auswandern, wo sie besser verdienen. Auch an dem Beispiel der Illustratoren zeigt sich, dass die Hochschätzung von Kultur in unseren Breiten meistens nur einem Lippenbekenntnis gleichkommt. Jungen Menschen zu einem Beruf in der Kulturindustrie zu raten, kann nur noch mit einem schlechten Gewissen getan werden.

(geschrieben von Matthias Stöbener)

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