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Nachdenklicher Herbst

HerbstMögen Sie den Herbst? Die Meinungen gehen ja sehr auseinander, was diese Jahreszeit betrifft: Die einen lieben seine bunten Farben, die nebeligen Morgen, die schwermütigen Abende. Die anderen jedoch laufen Gefahr, in eine Depression zu ver- sinken: Kündigt der Herbst doch den nahenden Winter an, all die endlosen Monate der klirrenden Kälte und schweren Dunkelheit. Manch einer setzt sich in den zeitlosen Nächten des Herbstes mit jenen existentiellen Fragen auseinander, die in der Wärme des Sommers leicht ungestellt bleiben können, und schwermütige Gedichtzeilen wie das berühmte "Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr" von Rilke ziehen durch den Sinn.

Wozu leben wir, was steckt hinter all diesem, sinniert der grüblerische Denker und bläst in seinen dampfenden Tee. "Leben, das Sinn hätte, fragte nicht danach," war die resolute Feststellung von Theodor Wiesengrund Adorno. Katholisch getauft doch mit jüdischen Vorfahren, war er einer der vehementesten Kritiker des Nationalsozialismus. Der Holocaust ließ ihn verzweifeln: Wie könnte ein Leben nach diesem schrecklichen Völkermord überhaupt noch möglich sein, schrie er in die Welt, sein Glaube an das Gute im Menschen für immer verloren.

Es müsste doch möglich sein, sich mit letzten Fragen nach der Bedeutung des Lebens auseinanderzusetzen, ohne dabei depressiv zu werden. So, dass die eigene Erfahrung ihr Zentrum bekommt.

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