Seit vielen Jahren feiern wir nun schon den 3. Oktober als offiziellen „Tag der Wiedervereinigung“. Der 9. November gerät dabei mehr und mehr in Vergessenheit. Doch es hat seinen guten Grund, weshalb man den Gedenktag vorverlegt hat: Aus Respekt vor der jüdischen Religion und aus Abscheu vor den Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes be- schloss die deutsche Regierung vor Jahren, den 9. November nicht als Feiertag zu begehen. Schließlich ging die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 als „Reichspogromnacht“ in die furchtbare Nazi-Geschichte ein. In jener Nacht nämlich wüteten SS und SA besonders und zerstörten unzählige Synagogen in Deutschland.
„Gefangene der Angst“ heißt der Titel des Buchs: Ella Lingens ging als Widerstandskämpferin in unser Andenken ein. Ihrer Hilfe haben viele jüdische Familien ihr Überleben im Horrorjahr 1938 zu verdanken … Ich nutzte die Gelegenheit, der Frage meiner kleinen Nichte ausführlicher nachzugehen und las den Bericht von Lingens. So etwas lässt mich nicht mehr los.
(geschrieben von Matthias Stöbener)
Am Sonntag, nachdem ich das Buch geliefert bekommen habe, wollte ich so kurz mal eine Stunde ein wenig reinschnuppern, und es hat mich bis tief in die Nacht nicht mehr losgelassen.
Die ersten zwei Drittel des Buches sind wirklich sensationell gut geschrieben, ohne auch nur den Hauch von Langatmigkeit.
Das letzte Drittel des Buches beginnt dann allerdings etwas langatmig, und die vermittelte Atmosphäre im KZ Auschwitz (welche im ersten Teil wirklich perfekt geschrieben ist) wandelt sich hin zu einer nicht mehr so grauenhaften. Man meint fast, man liest über ein Ferienlager.
Alles in allem ein sensationelles Buch, welches ich nur empfehlen kann, abgesehen von dem (allerdings wirklich nur sehr kurz ausgefallenen) etwas langatmigen Teil am Beginn des letzten Drittels. KAUFEN und FESSELN LASSEN!