Am Wochenende gab ein Freund die Einweihungsfeier seiner neuen Wohnung: Stolz führte er uns Gäste durch das schmucke Einfami- lienhaus, sogar ein Kinderzimmer für die zukünftigen Nachkommen ist mit dabei. Ich war ein wenig verblüfft: Stellte doch dieser Freund immer Sinn und Zweck von Besitztümern mehr als in Frage!
Doch auf mein Drängen hin, mir den Grund für seine plötzliche Sess- haftigkeit zu verraten, konterte der ehemalige Weltenbummler mit einer Strophe aus einem meiner Lieblingsgedichte:
"Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben,
wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben
und wird in den Alleen hin und her
unruhig wandern, wenn die Blätter treiben."

Ja, ich verstehe meinen Freund, den stolzen Besitzer des neuen Eigenheims. Rilke sei Dank.