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Schwierige Cover-Fragen

Es ging um das Cover des Goldmann-Titels „Die Hände des Cellisten“ von Ragnhild Moe, einer Norwegerin. Angeblich fühlte sie sich von ihrem Verlag betrogen, als sie das Cover der deutschen Übersetzung ihres norwegischen Werkes sah. Man habe sie in eine Klischee-Ecke gedrängt. Auf dem Cover der deutschen Übersetzung ist eine nackte weibliche Brust zu sehen, auf dem norwegischen Original die nackte Autorin, wie sie auf einer geschwungenen Treppe nach unten kriecht. Der Verlag argumentierte mit anderen deutschen Sehgewohnheiten, um die Änderung des Covers zu rechtfertigen.

Normalerweise schließen viele Verlagsverträge die Mitentscheidung der Coverfrage durch Autoren aus. Der Verlag hat meist das letzte Wort, denn er hat – das hoffen wir doch – die Marktkenntnis, um ein Cover beurteilen zu können. Allerdings muss man sagen, dass sich ein Autor durch ein Cover negativ berührt fühlen kann. Da schreibt er mit Herzblut einen Roman, ringt ihn vielleicht in mühsamer Arbeit über Jahre seiner Seele ab – und dann grinst ihn ein Cover an, bei dem er nicht weiß, ob er lachen oder weinen soll. Ja, das kann vorkommen. Wie ein Text die verschiedensten Interpretationen erfährt, so erfährt er auch die verschiedensten Cover. Die Buddenbrooks sind schon zig Mal anders verpackt worden. Geschmäcker und Stile ändern sich halt.

Wenn ich als Autor verhindern will, dass ich bei der Coverfrage ausgeschlossen werde, muss ich mir im Verlagsvertrag ein Mitspracherecht bei der Covergestaltung sichern. Das kann ich ja. Ob darauf ein Verlag eingeht, wage ich allerdings für die meisten Fälle zu bezweifeln. Jedenfalls wird er bei unbekannten Autoren kaum auf einen solchen Autorenwunsch eingehen. Wenn ich Rowling heiße, okay, da wird mir der Verlag entgegenkommen müssen. Aber auch wenn der Verlag mir rechtlich nicht entgegenkommen muss, kann ich als Autor sicher das partnerschaftliche Verhältnis nutzen, um auch indirekt mitentscheiden zu können. Jedenfalls gehört es in den meisten Verlagen immer noch zum guten Ton, vor Druck dem Autor ein Layout des Buches oder ein Cover-PDF zu schicken. Und da hindert mich ja niemand, meine Autoren-Meinung kundzutun …

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