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Seit einiger Zeit schon war Fred mit Anna verlobt. Beide waren, so schien es zumindest für ihn, glücklich und sahen einer rosigen Zukunft entge- gen. Bis ihn eines Tages eine SMS ereilte: „Es ist aus. :(( Es tut mir leid. S.F.“ Fred fiel aus allen Wolken. Natürlich suchte er das klärende Ge- spräch, wenn schon nicht persönlich, so doch telefonisch. Umsonst. Die Dame meldete sich nicht mehr. Die Beziehung war vorbei.

Eine traurige Geschichte. Aber eine Geschichte, wie sie wohl oft passiert. Vor einiger Zeit hatte ich eine Umfrage gelesen, derzufolge die meisten Befragten (genaue Zahlen liegen mir leider nicht mehr vor) am liebsten telefonisch Schluss machen. Das spart den traurigen Anblick des oder der Ex. Immerhin an zweiter Stelle stand das persönliche Gespräch. Aber auf Platz drei rangierte auch schon die SMS. „Einen persönlichen Brief schreiben“ landete weit abgeschlagen hinter „eine E-Mail schicken“, „einfach ignorieren“ und „Freunde die Botschaft überbringen lassen“.

BriefkastenAber nicht nur bei der Beendigung einer Beziehung scheint der Brief keine Chance mehr zu haben. Immer seltener höre ich, dass jemand einen Brief verfasst. Ein Verlust, der mich schmerzt. Wenn man bedenkt, wie schön es war, als es noch Spaß machte, den Briefkasten zu öffnen! Denn nicht selten fand man darin den Brief einer Urlaubsbekanntschaft, den Brief einer alten Brieffreundin oder eine Grußkarte aus Ibiza, wo die Lieblingstante gerade weilte.

Ok, der Schmerz verlassen worden zu sein, wird auch durch einen handschriftlichen Brief nicht gelindert. Aber immerhin ist das um einiges persönlicher als eine E-Mail oder eine SMS. Finde ich. Wenigstens hat sich der „Beziehungsbeender“ noch Mühe gemacht, Stift und Papier ergriffen, Worte sorgsam ausgewählt und niedergeschrieben, den Brief zu geklebt und auf den Weg geschickt. All das erfordert doch deutlich mehr Engagement, als ein paar Knöpfchen auf dem Handy zu drücken oder am PC schnell ein paar Zeilen „runterzuhacken“.

Wie hätte Kafkas Beziehung zu Felice Bauer wohl heute ausgesehen? Hätte er ihr ebenso innige und viele E-Mails geschrieben? Hätte sie die Möglichkeit, Gefühle auch per SMS ausdrücken zu können, etwa doch näher gebracht als der „beschränkte“ Briefverkehr? Oder wäre genau das Gegenteil eingetreten? Hätte Felice Bauer Franz Kafka gar in einer knappen SMS geschrieben: Du bist mir zu kompliziert. Lass mich in Ruhe :(( ?

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