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Verkatert

Friedrich NietzscheKürzlich kam ein Kollege spät zur Arbeit. Viel zu spät. Dass er am Abend zuvor etwas zu tief ins Glühweinglas blickte, sah man ihm sofort an: Richtig verkatert schlurfte er als erstes zur Kaffeema- schine, goss sich einen riesigen Bech- er des schwarzen Gebräus ein, um sich schließlich hinter seinem Schreibtisch zu verschanzen. Von dort aus schickte er mir eine E-Mail: Ob ich einen Tipp hätte, wie er diesen fürchterlichen Brummschädel loswerden könnte, wollte er wissen. Natürlich hatte ich den, wenn er auch nicht gerade so war, wie sich mein Kollege erhoffte.

Ich griff zu dem Philosophen Nietzsche und antwortete ihm: "´Die Formel mei- nes Glücks´ willst du? ´Also sprach Zarathustra´: Wer ´Jenseits von Gut und Böse´ sein will, und ´Menschliches, Allzu Menschliches´ nicht als ´Geburt der Tragödie´ erleben will, muss vor allen Dingen eins beachten: ´Es ist leichter, einer Begierde ganz zu entsagen, als in ihr Maß zu halten.´"

Kurz darauf kam mein Kollege zu mir an den Tisch, es war sowieso schon Mittagszeit, und wir zogen in die Stadt. Doch anstatt mit ihm auf den Christkindlsmarkt zu gehen, wie er wollte, setzte ich mich mit ihm in ein Kaffee, drückte ihm meine gesammelten Nietzsche-Werke plus ein Aspirin in die Hand und schmunzelte ihm zu: "Philosophie ist eine Art Rache an der Wirklichkeit". Auch ein Nietzsche-Zitat.

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