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Sind wir nicht alle ein wenig „Rabbit“?

John UpdikeDer große amerikanische Autor John Updike ist tot und geben Sie es zu: Wir sind alle ein bisschen „Rabbit“. So heißt die Hauptperson in John Updikes berühmten Romanen, zwei von ihnen brachten ihm den Pulitzer-Preis ein. Als Vertreter der bürgerlichen Mittelschicht, mit mehr oder weniger Glück im Berufs- und Liebesleben, ist Harry „Rabbit“ Angstrom irgendwie einer von uns.

John Updike hat es in seinen Büchern immer wieder geschafft, seinen Lesern den Spiegel vorzuhalten. Dies tat er ohne Bösartigkeit, aber mit scharfsichtigem Blick für all die kleinen Lebenslügen, Unzulänglichkeiten und Fehler, die auch seinen literarischen Personen dauernd unterlaufen.

Alles andere als perfekt sind sie und versuchen sich in ihren Klein- und Vorstädten durchs Leben zu „wurschteln“. Und dass diese Vorstädte von Hintergründigem und Zwischenmenschlichem nur so wimmeln, sehen wir jede Woche bei „Desperate Housewives“. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

Ganz nebenbei erzählt Updike in seinen Romanen Jahrzehnte amerikanischer Zeitgeschichte. Einem größeren Publikum wurde er durch die Verfilmung der „Hexen von Eastwick“ bekannt, in der sich drei geschiedene Vorstadtfrauen – gespielt von Susan Sarandon, Cher und Michelle Pfeiffer – um einen begehrten Singlemann und Kunstsammler (gespielt vom großartigen Jack Nicholson) bemühen.

Sein zuletzt auf Deutsch erschienenes Buch „Landleben“, die erotische Biographie eines 70jährigen Computeringenieurs der ersten Generation, hat mir selbst allerdings nicht so gut gefallen wie seine früheren Werke, die mehr zarte ironische Anspielungen als Eindeutigkeiten enthielten.

Updike selbst hat für sein umfangreiches Werk zahlreiche Literaturpreise erhalten, er wurde außerdem in schöner Regelmäßigkeit als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt, erhielt ihn jedoch nie. Schade, schade.

Updike bei Jokers

(geschrieben von Matthias Stöbener)

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