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Singen Sie noch oder jodeln Sie schon?

Jodeln, sagen wir es mal vorsichtig, hat bei vielen immer noch den Ruch des Alpenländisch-Provinzell-Rückständigen – völlig zu Unrecht, mal davon abgesehen, dass alpenländisch, provinziell und rückständig nicht generell Hand in Hand gehen müssen… Das Jodeln nun also ist mehr als das von Loriot, zugegeben sehr amüsant, auf die Schippe genommene „Holleri du dödl di“ – oder hieß es „Holleri du dödl du“? In seinem unvergessenen Sketch über „Das Jodeldiplom“ versucht Frau Hoppenstedt eher wenig erfolgreich, sich die doch sehr komplizierte Jodelsprache einzubläuen.

Jodeln

Ihr tun es immer mehr Menschen nach – nicht nur Hirten, die in unwegsamem Gelände über weite Strecken kommunizieren mussten, denn dafür wurde das Jodeln ursprünglich erfunden. Nein, sie machen es aus Spaß an der Freud und verstärkt in Großstädten. In Berlin zum Beispiel. Da gibt die Österreicherin Ingrid Hammer regelmäßig Jodelkurse (http://www.jodeln-in-berlin.de/) und tritt selbst oft mit ihrem „Urban-Yodeling-Chor“ auf. Ihre JodelschülerInnen sind überzeugt, dass das so genannte Naturtonsingen den ganzen Körper in Schwingungen versetzt und Energie verleiht.

Jodeln ist wohl so alt wie die Menschheit. Bereits in Urzeiten verständigten sich die Menschen über weite Distanzen hinweg mit markanten Rufen. Die Bezeichnung Jodeln ist lautmalerisch und könnte sich, wie SprachforscherInnen meinen, vom Wort johlen ableiten. Hirten, Sammler, Jäger, Waldarbeiter und Köhler auf der ganzen Welt kommunizierten jodelnd miteinander – in Afrika ebenso wie bei den nordischen Samen oder im Alpenraum.

Ein Jodler ist nach Lexikondefinition textloses Singen auf Lautsilben, gekennzeichnet durch schnelles Umschlagen zwischen Brust- und Kopfstimme (Falsett) sowie große Intervallsprünge. Die krassen Gegensätze in der Tonlage sorgen dafür, dass sie auch über Täler und Berge hinweg gut hörbar und unterscheidbar sind. So entwickelten sich vielfältige Kommunikationsformen des Jodelns mit Rufen, um das Vieh herbeizulocken oder sich Nachrichten zu übermitteln.

Übrigens: Jodeln taugt auch für Weltrekorde – etwa im Dauerjodeln (aktuelle Bestzeit: über 14 Stunden) und Schnelljodeln (momentaner Stand: über 20 Töne pro Sekunde).

Zum Einhören empfehlen wir Ihnen unsere kleine, aber feine Jodelsammlung:

http://www.jokers.de/9/jodeln.html?tt=1&ts=1

Autorin: Petra Anne-Marie Kollmannsberger
Bildquelle: Joadl / Wikimedia Commons

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