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Spiegel der Eitelkeit

Eitelkeit kommt ohne Spiegel nicht aus. Eitle Menschen brauchen den Spiegel zur Bestätigung ihrer Eitelkeit. Der Spiegel sagt ihnen, dass sie schön sind, schöner als andere. Täglich befragen sie den Spiegel: Wie sehe ich aus? Besser als andere? Schöner als gestern? Steht mir das neue Kleid, das neue Hemd?

Eitelkeit gibt es wohl schon seit der Erschaffung der Welt, den Spiegel aber erst ein paar Jahre. In der Antike benutzte man polierte Metallscheiben, um sich zu betrachten. Sie können sich vorstellen, dass man dabei nicht viel sah. Wohl deshalb faszinierte Narziss sein eigenes Spiegelbild in einem klaren Tümpel so sehr, dass er sich in das Spiegelbild verliebte.

Erst mit dem Aufkommen billiger Glasspiegel konnten sich die Menschen ausgiebig mit ihrem eigenen Aussehen beschäftigen. Vielleicht ist das auch der Grund, warum seit dieser Zeit Mode und Make up eine immer größere Rolle spielen. Mitte des 15. Jahrhunderts stellten die Venezianer die ersten wirklichen Spiegel her. 1507 stellen zwei Brüder in Venedig die ersten Spiegel her, wie wir sie heute kennen: mit einer Folie aus Zinn oder Silber auf der Rückseite. Über 150 Jahre wurde dieses Geheimnis gehütet, konnten die Venezianer das Monopol der Spiegelherstellung halten. 1664 entführten die Franzosen zwei venezianische Spiegelmacher und setzten sie so lange unter Folter, bis sie ihr Geheimnis preisgaben. 1672 konnte Ludwig XIV. in Versailles die Galerie des Glaces einrichten, den Spiegelsaal.

Entnommen habe ich dieses Wissen dem Buch »Gesichter«. Ein überaus spannendes Werk, das viele Fragen zu unserer Identität beantwortet. Wissen Sie z. B. warum wir einen Menschen selbst nach Jahrzehnten wieder erkennen, obwohl sich sein Aussehen völlig verändert hat?

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