Wie war das mit dem freien Willen?

      1 Kommentar zu Wie war das mit dem freien Willen?
KantDarf ich mir ein neues Handy kaufen, obwohl der Hersteller im einen Land Tausende Leute auf die Straße setzt, um im anderen Land Menschen für wenig Geld auszubeuten? Darf ich mir den neuen Rasierschaum zulegen, obwohl dafür hunderte Tiere in Versuchslaboren sterben? Darf ich im Supermarkt einkaufen, obwohl die Kassierer dort schlecht bezahlt und ausspioniert werden?

Eigentlich wollten wir nur gemeinsam ein Glas Wein trinken. Doch als ich mich jüngst mit ein paar Freunden bei unserem Lieblingsitaliener traf, wurde daraus unerwartet eine philosophische Runde. Ausgelöst durch einen Satz meines Freundes Gerhard: „Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen und muss entsprechend ethisch-vertretbar handeln. Ich denke da ähnlich wie Kant. Wir können uns nur Menschen nennen, wenn wir unser Tun ständig kritisch hinterfragen.“

„Oh je, Kant“, dachte ich mir. Irgendwo habe ich daheim seine „Kritik der reinen Vernunft“ herumstehen. Allerdings habe ich das Buch seit meinem Studium nicht mehr in die Hand genommen. Ich beschloss, diesen Zustand zu ändern. Doch zunächst war da ja noch Gerhard, der von uns anderen ein klares Statement wünschte. Für ihn war die Antwort klar: „Kein Konsum ethisch bedenklicher Waren.“ Also kein Handy, kein Rasierschaum und kein Einkauf mehr in Supermärkten, die keine Privatsphäre achten.

Sie können sich denken, dass sich eine wilde Diskussion mit den unterschiedlichsten Standpunkten entspann …

1 thought on “Wie war das mit dem freien Willen?

  1. Inge aus HH

    Ich bin keine Studierte, aber ich versuche es mit meinem Verstand zu richten.

    Natürlich kaufe ich weiter in Supermärkten, trotz der Spionagen oder Mindestbezahlungen. Was kann denn der Mitarbeiter dafür?

    Warum sollte ich mein Handy wechseln? Ich habe diese Marke immer schon und kann damit am besten umgehen. Dort wird es auch weiter Mitarbeiter geben – mehr oder weniger.

    Oder Rasierschaum? Ich will nicht, dass Tiere leiden, aber so ein Übel muss man anders anpacken.

    Dann dürfte ich eigentlich jetzt auch kein Fleisch mehr essen, keine Wurst und keinen Fisch.

    Blumen sollte ich auch keine mehr kaufen, denn die schönsten duften nicht mehr und sind ebenfalls vergiftet von den vielen Spritzmitteln.

    Im Salat gibt es selten nur noch Schnecken und der Paprika ist auch besprüht von Giften.

    Kaffee, Teppiche, Limonade … alles ist ethisch bedenklich, aber auf meinem Balkon kann ich keine Kartoffeln anpflanzen.

    Es gibt aber selten Alternativen und schon gar keine zweite Erde.

    Inge aus HH

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