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Wir wissen, was Florian Illies meint

OrtgesprächeSind Sie auch vom Land? Damit meine ich nicht, dass Sie morgens uns fünf Uhr aufstehen und erst einmal im Kuhstall nach dem Rechten sehen. Nein, ich meine Menschen aus Kleinstädten, Dörfern und Marktflecken. Menschen, die ihre Jugend in Vereinen verbracht haben, wenn sie nicht gerade mit dem frisierten Mofa oder Moped unterwegs waren, um in der nächstgelegenen halbwegs größeren Stadt ins Kino zu gehen. Und die heute noch – oder wieder – in einem überschaubaren Städtchen leben, weil Berlin und London laut, teuer und anstrengend sind.

In den kleinen Orten gibt es sie manchmal noch, die Geschäfte, in denen man seinen Einkauf per Bleistifteintrag in einem roten Büchlein anschreiben lassen kann. Die Bäckersfrau fragt nach dem Befinden des Hundes, die Friseuse ist eine Schwippschwägerin des besten Freundes und das Eiscafé heißt „Venezia“, wenn es eines gibt.

Ein Hoch auf die Provinz! Das sage ich völlig ohne Ironie. Und lege Ihnen Florian Illies’ Buch „Ortsgespräch“ ans Herz. Bekannt geworden durch „Generation Golf“, schildert der Autor hier die Skurrilitäten seines Heimatstädtchens Schlitz, all das Liebenswürdige und Vertraute, manchmal auch Halsstarrige, was das Leben in kleinen Orten ausmacht. Deutlich wird: Schlitz ist überall. „Ortsgespräch“ ist voller Erinnerungen, aber nicht übertrieben nostalgisch. Eher eine Liebeserklärung an all die Städtchen, die im besten Fall als Randnotiz im Reiseführer vorkommen.

(Geschrieben von Matthias Stöbener) 

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