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Yoga oder von der Tragik, ein Trend zu sein

In Berlin habe ich einen Aufkleber an einer Straßenlaterne entdeckt: Fuck Yoga stand dort feinsinnig formuliert zu lesen. Diese Großstädter: Während die eine Hälfte noch Ruhe suchend – immer dem Trend hinterher – ins Yogastudio rennt, muss sie sich von der anderen Hälfte verspotten lassen. Cool ist nämlich nur der, der als erster etwas gut findet, was zwar das Potenzial zum Massentrend hat, aber eben noch keiner ist.


Und als Trend lebt sichs in Metropolen ziemlich gefährlich – und meistens kurz. Kaum ist man in die luftigen Höhen der Popularität gestiegen, machen sich hippe Kosmopoliten schon wieder lustig über einen. Klar, dass es Yoga da nicht anders ergeht.


Ich persönlich habe übrigens die Asanas gerade erst für mich entdeckt. Und seit ich von der Heuschrecke über den Hund bis zur Kobra den halben Zoo durchturnt habe, höre ich mich immer öfter Sätze sagen wie: »Das tut mir unglaublich gut.« Zugegeben: Noch stolpere ich ziemlich unbeholfen den steinigen Weg zur Erleuchtung entlang. Wenn meine dynamische, amerikanische Yoga-Lehrerin nachdrücklich verlangt, dass wir jetzt bitte alle die »Sensationen auf unserer Haut« spüren sollen, spüre ich vor allem eines: Ratlosigkeit. Auch wurde mir ihre unverhohlene Missgunst zuteil, als ich in der zweiten Stunde noch nicht alle Sanskrit-Namen der Übungen auswendig wusste. Sehr peinlich.


Im Kollegenkreis habe ich bestenfalls mitleidige Blicke ob meiner Yoga-Begeisterung geerntet. Dumm gelaufen, wenns einem trotzdem Spaß macht. Irgendwie fühle ich mich nämlich immer wie auf Droge, nachdem ich furchtbar viel geatmet und Shanti gesungen habe. So gesehen verstehe ich den Antihelden aus »Trainspotting«, der seine Drogensucht lapidar so kommentiert: »Wer braucht Gründe, wenn er Heroin hat?« In diesem Sinne: die besten Sonnengrüße!


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Bild: Yoga © Jürgen Reitböck/www.pixelio.de

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