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Abizeit

Dem Sohn meiner besten Freundin ist etwas wirklich Scheußliches zugestoßen: Um 2 Punkte verfehlte er mit seiner Facharbeit die Zulassung zum Abitur. Nun handelt es sich keinesfalls um einen faulen Nichtsnutz, im Gegenteil: Viel Arbeit und Zeit hatte er in seinen Bericht gesteckt. Ganze sechs Wochen recherchierte und experimentierte er, denn er hatte eine praktische Arbeit gewählt. Als er das Ergebnis bekam, fiel er aus allen Wolken: Nicht bestanden. Die bestandene Facharbeit ist aber die Voraussetzung für die Zulassung zum Abitur. Der Knabe legte Widerspruch gegen die Bewertung ein, doch der Verwaltungsweg ist lang – der Entscheid steht noch aus. Also beschloss man kurzerhand, ihn das Abitur mitschreiben zu lassen, ohne ihm jedoch garantieren zu können, dass es auch anerkannt werden würde.

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Auch wenn meine Schulzeit lange hinter mir liegt, leide ich mit dem armen Jungen. Wie furchtbar, Prüfungen vorbereiten und ablegen zu müssen, ohne zu wissen, ob sie wirklich gelten! Insgesamt ist die Abizeit ziemlich unerträglich: Man kann nachmittags in keinem Café einen genüsslichen Kaffee schlürfen, denn die Studenten in spe bevölkern die kleinste Bar. Da sieht man sie dann, frisch aus der Prüfung entlassen, mit noch rauchendem Köpfen und mit qualmender Zigarette in der Hand, wie sie ihr verdientes (?) Bier kippen. Sie sehen noch ein bisschen wie Kinder aus, und manch einem möchte man sowohl den Tabak als auch den Alkohol entreißen, doch dann, ganz leise, kommt die Erinnerung: Wir waren damals auch nicht anders. Die Zeiten ändern sich zwar, aber irgendwie bleibt doch alles gleich. Ich halte allen Abiturienten die Daumen!

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