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Abschied von einer Frau mit Format

Es gibt Prominente, deren Tod mich bewegt. So ging es mir vor 20 Jahren mit Hans Rosenthal, den ich mit seiner Spielshow „Dalli Dalli“ geliebt habe. So ging es mir vor sechs Jahren mit George Harrison. Als ich vom Tod des Beatles-Gitarristen las, wurden meine Augen feucht. Und so ging es mir vor wenigen Tagen, als ich las, dass Evelyn Hamann im Alter von gerade mal 65 Jahren gestorben ist.

TrauerAls charakterstarke Partnerin Loriots war sie von dessen Fernsehcouch nicht weg zu denken. Unvergessen ihre staubtrockene hanseatische Art, mit der sie den missglückten Antrag ihres Gegenübers ertrug („Sie haben da was am Mund!“), mit dem Staubsaugervertreter um die Wette zechte („Es saugt und bläst der Heinzelmann, wo Mutti sonst nur blasen kann.“) oder stoisch-irritiert ihr Jodeldiplom absolvierte („Holleri du dödel du“).

Schon immer bewunderte ich sie für die souveräne Art, wie sie stark, aber nicht aufdringlich emanzipiert ihre Frau stand. Nichts konnte sie, so schien es, aus der Ruhe bringen. Nicht einmal ihre Rolle in der „Schwarzwaldklinik“, in der sie als Dr. Brinkmanns Haushälterin ein bisschen Leben in die ansonsten dröge Bude brachte.

Anders als ihre gleichaltrigen Kolleginnen wies sie nicht ständig darauf hin, wie schwer es sei, als Frau im Fernsehen in Würde zu altern. Sie hatte schon als junge Schauspielerin Würde, bewies Haltung, als sie 1988 in Ödipussi Bein schwingend „Meine Schwester heißt Polyester“ sang. Bis zuletzt war sie eine durch und durch elegante Frau. Evelyn Hamann war eine Frau von Format. Sie wird mir fehlen.

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